065. Das Fegeweib vom Katzenstein. E-Mail

(Poetisch von Freih. v. Biedermann. Eine Sängerjugend. 1847, S. 27. Darnach Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, No 452.)


In der letzten Zeit des Mittelalters lebte ein wilder Raubritter auf einer Burg, die auf dem Katzensteine an der schwarzen Pockau bei Pobershau gelegen war, und machte die ganze Umgegend durch seine Untaten unsicher. Da beschlossen denn die in der nächsten Umgebung ansässigen Ritter diesem Treiben ein Ende zu machen, sie rückten also vor die Burg, umschlossen sie aufs Engste und singen an, sie aus Kartaunen und Feldschlangen zu beschießen. Allein alle Kugeln fielen, sowie sie die Mauern trafen, kraftlos und unschädlich nieder, denn auf der Mauer stand die alte Amme des Ritters, welche mit dem Teufel im Bunde war, hatte einen Besen in der Hand und fegte mit demselben die fliegenden Kugeln aus der Luft weg, sie selbst natürlich traf keine derselben, ebenso wenig wie irgend jemanden im Schlosse. Schon wollten die Belagerer schier verzweifeln, da trat der Burgkaplan eines der Ritter auf und sprach, er wolle die Kugeln segnen, denn er wisse einen Spruch, dem nichts widerstehen könne. Wie gedacht, so geschehen, er tat es, die erste Kugel, die man abschoss, schmetterte die Hexe zu Boden, die zweite riss ein großes Loch in die Mauer und nicht lange dauerte es, so war die feste Burg so zerschossen, dass die Mannschaft auf Gnade und Ungnade sich ergeben musste. Der böse Ritter ward hingerichtet und seine Burg der Erde gleich gemacht, noch heute aber soll man um Mitternacht bei Mondschein die gespenstige Amme die Trümmerhaufen fegen sehen.



 
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