195. Der Hemann des Rammelsberges. E-Mail

(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 97.)


Einst lebte zu Platten ein Mann, der hieß Pänkert. Er führte ein lasterhaftes Leben und soll sogar mit dem Teufel im Bunde gestanden sein. Nach seinem Tode entstand in dem Hause, das er bewohnt hatte, ein solcher Tumult, dass darin niemand mehr bleiben konnte. Deswegen kam auf Geheiß der Verwandten ein Schwarzkünstler aus Sachsen, der den polternden Geist auf einen grünen Platz zum sogenannten großen Rainstein bannte, wo er ihn verwünschte, ewig in den Wäldern des Rammelsberges umherzuirren. Seit dieser Zeit treibt dort der gebannte Pänkert als Hemann sein Unwesen. Er erschreckt die durch den Wald gehenden Leute, welche auf sein He-He-Rufen Antwort geben, durch seine löschpapierfarbige, eisgraue Gestalt und drückt sie, wenn sie nicht die Kraft besitzen, über den nächsten Graben zu springen. Über das Wasser wagt sich, wie man sagt, der Hemann nicht.

Einstmals ging ein Weib in den Wald, um ihrem Manne, der Holz fällte, das Mittagessen zu bringen. Auf einmal hörte sie ein lautes He! He! He! Sie dachte, ihr Mann wolle sie ein wenig necken, deshalb gab sie gar herzhaft zur Antwort: Daher! Daher! Aber kaum war das Wort verhallt, da stand vor ihr ein baumlanger, eisgrauer Mann mit wütenden Geberden. Vor Furcht und Schrecken eilte das Weib einem Bache zu, den sie mit knapper Not übersetzte, sonst

wäre sie unrettbar in die Hände des Hemannes gefallen, welcher ihr dicht auf den Fersen gefolgt war.



 
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