237. In Kirchen ausgegrabene Riesengebeine. E-Mail

(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 759.)


Im Jahre 1650 ließen die Grumbacher ihre Kirche erweitern und den Grund graben, da sie dann übermäßig große Gebeine mit Verwunderung ausgegraben. Anno 1652, als der Amtmann zu Wolkenstein, Johann Rechenberg, in der Kirche allda den kostbaren Altar von Marmor und Alabaster erbauen und dazu den Grund graben ließ, haben die Maurer riesenmäßige Menschenknochen angetroffen, von denen die Arme und Beine eine halbe Elle länger gewesen, als diejenigen gemeiner Mannspersonen.


Ob die in den Kirchen zu Grumbach und Wolkenstein gefundenen großen Knochen wirklich menschliche Gebeine gewesen sind, erscheint als etwas fraglich, wenn man weiß, dass es allen Völkern gemeinsam zu sein scheint, die Knochen großer urweltlicher Tiere für menschliche Riesenknochen zu galten. S. auch E. Krause, Erasmus Darwin, S. 208 und Perty, Anthropologie I., S. 13. Albin Kohn erzählt (die Natur 1878, No. 51), dass es in der Provinz Posen mehrere Kirchen gibt, in denen sich an Ketten aufgehängte fossile Mammutzähne finden, welche das Volk für die Rippen vorsündflutlicher Riesen hält, dieselben wurden in der Nähe der Orte gefunden, in deren Kirchen sie sich jetzt befinden. Es lässt sich übrigens der Knochenkultus bis in die frühesten Zeiten zurück verfolgen, besonders waren es auch die Gebeine von Helden und Heiligen, welche man aufbewahrte und gegen Zerstörung zu schützen suchte, weil man ihnen Wunderkräfte beilegte. - Es könnte noch eine Deutung versucht werden. Die Germanen veranstalteten zu Ehren ihres obersten Gottes Pferdeopfer, Pferde weissagten und die alten Sachsen steckten die Köpfe ihrer geschlachteten Rosse auf die Dächer ihrer Häuser. Dies sind Zeugnisse dafür, dass bei unfern deutschen Vorfahren das Pferd ein ihren Gottheiten geweihtes Tier war. Damit hängt auch der Glaube in Dänemark zusammen, nach welchem unter jeder Kirche, welche gebaut wird, ein lebendes Pferd eingegraben werden müsse. Sollte man auch bei

uns dem Glauben an eine besondere Wirkung, wenn auch nicht lebendig vergrabenem Pferde, so doch von Pferdegebeinen beim Baue von Kirchen gehuldigt haben?



 
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