241. Die vom Teufel besessene Frau zu Freiberg. E-Mail

(Moller, Theatr. Freiberg. S. 425 ec. Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, No. 284.)


Im Jahre 1600 ist Anna Stephan Fiedlerin zu Freiberg eines Kindes genesen, und als ihr Mann bei ihr am Bette gesessen und der Gevatterschaft halber sich mit ihr unterredet, ist dieser plötzlich krank geworden, worüber sie sich dermaßen entsetzt, dass ihr Blut über sich gestiegen und ihr Schmerzen über Schmerzen zugezogen. Von da an hat sie immer abscheuliche Konvulsionen und Gesichte gehabt, ist ihr auch der Teufel mehrmals, das eine Mal in Gestalt der Hebamme erschienen und hat sein Spiel mit ihr getrieben. So hat er sie einmal aus dem Bette gerissen und oben auf die Dachrinne zwischen ihrem und ihres Nachbars Hause gesetzt, ein anderes Mal hat man sie um drei Uhr des Morgens auf dem Ofen, ein andermal vor dem Fenster auf einem Stein gefunden, endlich ist sie einmal in Gegenwart zweier Zeugen im Bette mit dem ganzen Leibe, Händen und Füßen aufgehoben worden, und ohne dass sie irgendwo angestoßen, hat sie so frei geschwebt, also dass man geglaubt, sie wolle zum Fenster hinaussehen ec. , in der Kirche ist der Teufel wie eine Katze oder Hund ihr um die Beine gekrochen, dann hat sie aber zum öftern einen weißen hellen Glanz gesehen, der sie getröstet und in die Zukunft hat sehen lassen, worauf sie vielerlei wunderbare Sachen, unter andern die Drangsale Freibergs im 30jährigen Kriege, prophezeit hat. Endlich, nachdem weder Beschwörungen noch Zureden und Ermahnungen der Geistlichkeit, noch Arzneimittel geholfen, sondern ihr Zustand an die 20 Jahre angedauert, also dass sie zuletzt drei ganze Jahre verschlossenen Leibes gewesen, ist sie den 10. Oktober 1620 selig verstorben.



 
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