254. Wie der Teufel Schellerhau verlor. E-Mail

(Mündlich.)


Man hat eine Redensart, womit man die Bewohner des langgestreckten, aus zerstreut liegenden Häusern bestehenden Dorfes Schellerhau neckt: „Euch Schellerhauer hat der Teufel im Sack verloren!“ Dies rührt davon her: Der Teufel fuhr einmal durch die Luft und hatte ganz Schellerhau in einem Sacke. Der Sack jedoch hatte ein Loch, so dass ein Haus nach dem andern herab zur Erde fiel. Wie nun der Teufel merkte, dass der Sack so leicht geworden war, weil er fast ganz Schellerhau verloren hatte, da warf er ihn im Ärger hin und rief. „Zum Schinder!“ Da wurde dort, wo der Sack ganz am Ende des Dorfes nieder gefallen war, die „ Schinderei“, wie man allgemein die Abdeckerei nannte, und in diese „Schinderei“ musste jedes gefallene Stück Vieh abgeliefert werden.


Wie hier die Häuser von Schellerhau, so verlor der Teufel aus den Fluren der Kolonie Fichtental bei Heide-Gersdorf aus seinem Sacke die vielen Steine, welche daselbst noch liegen und die er sich zum Baue eines Hauses vom Riesengebirge geholt hatte. (Haupt, Sagenbuch d. Lausitz, No. 112.)

Ebenso erzählt eine lausitzisch-wendische Sage, dass der Teufel einmal auf dem Wege war, um Kneschki d. i. kleine Herren oder Junker auszusäen. Als er von der Bautzner Gegend aus über Wittichenau, Hoyerswerda und Senftenberg kam, um in der Niederlausitz seine Saat fortzusetzen, verlor er bei dem Dorfe Skado bei Senftenberg einen solchen Kneschk. Ärgerlich sagte er: „to je skoda!“ (das ist schade!), weil er den Junker für die Niederlausitz hatte aussparen wollen. Davon hat denn jenes Dorf seinen Namen erhalten. (Prensker. Blicke in die vaterländische

Vorzeit, I., S. 180). Auch das Dorf Langenschade in Thüringen verdankt seinen Namen einem gleichen Ausrufe des Teufels. Der Teufel flog hoch durch die Luft und trug in seiner Schürze eine Menge Häuser mit sich davon. Ohne dass er es merkte, fiel eines nach dem andern aus der Schürze. Als er es endlich gewahr wurde, rief er ärgerlich aus: „Das ist schade!“ So entstand der Ort Langenschade. (Richter, Deutscher Sagenschatz, 4. Heft, No. 23.)

Die letzten beiden Sagen zeigen besonders darin eine große Ähnlichkeit mit der unsrigen, als der ärgerliche Ausruf des Teufels einem Dorfe, bei uns aber dem letzten Hause von Schellerhau seinen Namen verschaffte.

 
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