596. Das Buttertöpfchen bei Frauenstein. E-Mail

(Dr. Hasse im Glückauf, 3. Jahrg., No. 3., z. T. mündlich. Bahn, das Amt, Schloss und Städtchen Frauenstein, 1748, S. 7.)


Das Buttertöpfchen heißt im Munde des Volkes ein Felsenzahn bei Frauenstein. Ohne äußerlich sichtbaren Zusammenhang mit dem nahen und breiteren Quarzfelsen, der unter dem Namen „Weißer Stein“ aus Geographien bekannter ist, erhebt er sich nicht allzu hoch aus freiem Felde, etwa hundert Schritte westlich von der Freiberg Frauensteiner Chaussee, von der er jedem Passierenden ins Auge fällt, und ebenso weit von dem ihn gegen Abend in mittäglicher Richtung umsäumenden „Hohebusch“, einem ausgedehnten Fichtenwalde des Frauensteiner Staatsforstreviers. Seinen Volksnamen „Buttertöpfchen“ soll er davon erhalten haben, dass hier lagernde Hussiten vor ihrem Abzuge, zum Andenken an ihren schrecklichen Aufenthalt die Umrisse eines Kelches in eine Seitenfläche des Felsen eingegraben, woraus die damals dem katholischen Dogma der Kelchentziehung noch fest anhangenden Umwohner oder ihre Geistlichen zum Spott, wegen der Ähnlichkeit der Figur, ein Butternäpfchen oder Töpfchen gemacht haben sollen. Die andere Annahme, dass der Volksmund den isolierten, im Laufe der Jahrhunderte ziemlich verwitterten Felsen wegen seiner eigenen Ähnlichkeit mit einem solchen Gefäße so genannt habe, hat deswegen

weniger Wahrscheinlichkeit für sich, weil eine solche Ähnlichkeit von keiner Phantasie zu entdecken sein dürfte.

Noch gibt es eine dritte Sage, nach welcher der Felsen seinen Namen von folgender Begebenheit haben soll: Es gingen einst zwei Burschen mit Butter von Burkersdorf nach Frauenstein. Als sie in die Nähe des Felsens kamen, gerieten sie mit einander in Streit und sie warfen sich in der Hitze mit ihren Buttertöpfen, dabei wurde einer von ihnen so unglücklich getroffen, dass er sofort tot hinstürzte. Zur Erinnerung an diese Begebenheit benannte man den an dem Tatorte stehenden Fels „Buttertöpfchen“.



 
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