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      „Nichts, Mutter, nichts... ich habe nur etwas verloren, was ich nie mehr finden werde.“ Mit diesen Worten warf sich Karl auf die Bank und drückte das Gesicht auf seine beiden auf den Tisch gelegten Arme nieder. Ein so kräftiges Gemüt, wie er besaß, überlässt sich nicht weibisch dem Kummer. Bald richtete sich Karl wieder auf und ging mit großen Schritten auf und nieder. Vergebens redete die Mutter zu ihm, er hörte nicht auf sie. Als er stehen blieb, schrie er laut, daß es in der Stube wie dumpfer Donner hallte. „Sie hatten mir schon viel genommen, viel, ich war vogelfrei geworden, ein Wild, auf das sie Jagd machten, aber daß auch Marie nun mir entrissen ist, das ist ein Todesstoß für mich. Doch daran sterbe ich noch nicht... nein, nein, ich sterbe noch nicht daran, ein Anderer muss daran glauben. O, ich schieße aufs Blatt, und der Bock stürzt tot zusammen. Was? Die Kunst sollte ich umsonst gelernt haben? Bei allen Teufeln! Nein, eine Kugel dem Schurken durchs Herz und in seinem Leben nie wieder versucht er es, seiner Bosheit durch das Unglück anderer zu frönen. An mir hat's der Schurke überreichlich verdient. Gleich meine Büchse geladen... ich will ihm ein fröhliches Hochzeitsmahl gesegnen!“

      Die Mutter in voller Todesangst um des Entsetzlichen willen, das ihr Sohn sich vorgenommen hatte, warf sich ihm in den Weg, sie umklammerte niedergesunken seine Knie, er konnte nicht von der Stelle, er hätte sie denn mit Gewalt von sich stoßen müssen. Dadurch allein gelang es ihr, ihn, wenn auch nicht zur Ruhe, doch zu einiger Besinnung zu bringen. Sie redete ihm alles vor, was ihr nur zur Beschwörung seiner furchtbaren Aufregung

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