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Brief zur Frau Stülpner, und nun, meinte der Gerichtshalter, habe er die Schlinge für den Sohn in der Hand und dürfte zur bestimmten Zeit sie nur zuziehen. Kaum konnte er die Nacht erwarten, wo er den Fang machen würde. Und daß dieser gelinge, war gar keine Frage, denn was er nicht erwartet hatte, geschah. Marie, deren Mann wieder genesen war, fuhr wirklich, natürlich ohne, daß sie ein Wort von dem schlau erfundenen Plane des Herrn Gerichtshalters wusste, nach Scharfenstein zum Vater auf Besuch.

     Das tiefste Geheimnis breitete seinen Schleier über das in aller Hinsicht gut vorbereitete Unternehmen. Mit Anbruch des Abends zog ein Detachement vom in Zschopau garnisonierenden Regimente Max, von einem genau der Wege Kundigen geführt, nach Scharfenstein und kam zur rechten Zeit an dem bestimmten Haltepunkte an, wo der das Militär führende Offizier bereits den Gerichtshalter, dessen Gerichtsfron, ein paar Beifrone von Thum traf, welche sich im Voraus freuten, den niederträchtigen Kerl von Raubschützen zu kriegen. Der Herr Gerichtshalter hatte alles so gescheit eingeleitet, daß am Gelingen der Unternehmung zu zweifeln, fast wie Verbrechen ausgesehen hätte. Man marschierte nicht durchs Dorf, denn Niemand sollte von diesem Zuge wissen, der achtzig Personen stark war, und außerhalb des Dorfes vereinigten sich ein Trupp Forstleute, welche der Oberförster Büchner aus Geier in eben so geheimnisvoller Stille herbeigeführt hatte. Wenn Stülpner diesmal nicht gefangen wurde, wo an 90 Menschen auf ihn fahndeten, dann war seiner überhaupt gar nicht habhaft zu werden.

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