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diesem Bubenstück. Kein Gedanke einer solchen abscheulichen Tat hat meine Seele befleckt.

     Eine Pause folgte.

     Stülpner stand wie versteinert. Endlich rief er:

„Marie! Marie! Ich flehe dich an bei dem Gotte der Barmherzigkeit, gib mir Licht in dieser Finsternis. Wer hat den Brief geschrieben?“

      „Wer? Ich weiß es nicht. Wer ihn aber dem kleinen Fritz, der bei meinem Vater im Hause lebt und das Vieh besorgt, gegeben hat, daß er ihn zu Deiner Mutter tragen soll, das weiß ich, denn meines Vaters Rede gegen mich von einem Briefe, durch den ich dich zum Kommen in jener Nacht verleitet haben sollte, erregte meine und meines Mannes Aufmerksamkeit, wir forschten nach und erfuhren von dem Jungen selbst, den wir ins Verhör nahmen, daß der Gerichtshalter ihm den Brief gegeben und ein Trinkgeld für die Besorgung desselben.“

      Stülpner stieß einen Ton der Wut aus. „O Teufel aller Teufel, auch diese Ischariothstat fällt auf Deine Seele! Gut, ich will Dein Sündenregister zum Schluss bringen. Und läge der Schurke im Gebet vor Gott, meine Kugel soll den Weg in sein bübisches Herz finden. Daran stirbt er.“ Er wollte fort, Marie rief ihm zu:

      „Karl, wo willst du hin?“

      „Wohin ich muss, zum Gerichtshalter,“ war dessen Antwort. „O, des niederträchtigen Buben, auch die Liebe wollte er brandmarken in seiner Verworfenheit. Dafür soll er büßen. Die Erde soll frei von solchen Schurken werden.“

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