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Die Stunde, wo du dieses geleisteten Schwures vergissest, soll auch die letzte Stunde des Lebens meines Kindes sein.“

 

     „Marie!“ Rief Stülpner entsetzt... „Was verlangst du? Meinen Schwur soll ich knüpfen an Deines Kindes Leben?“

 

     „Ja, nichts mehr und nichts weniger,“ entgegnen sie. „Ich weiß, daß du nie etwas tun würdest, was meinem Kinde einen Augenblick seines Lebens trüben könnte, und da ich dies weiß, so knüpfe ich Dein eignes Heil an das Leben desselben. Karl, es ist ein Vertrauen auf Dein Herz, welches ich dir dadurch bezeuge, wie selten wohl ein Weib zu äußern fähig sein wird. Ich setze mein Heiligstes, mein einziges Glück an den besseren Teil Deines Selbst. Es muss dir gerettet bleiben. Der Gedanke, daß die rasche Tat des Zornes dich zum Mörder meines Kindes macht, wird dich zurückhalten von dieser. Des Kindes Schutzengel wird dich, den an sein eigenes Erdendasein Gebundenen behüten vor einem Morde. Und da ich dies tue, ich, eine Mutter, könntest du dem bösen Geist der Rache mehr Recht in deiner Seele einräumen, als meiner Bitte für dein eigenes Seelenheil? Karl, wenn du das kannst, wirklich kannst, so habe ich mich fürchterlich in dir getäuscht.“

 

     „Nein, du sollst dich nicht in mir getäuscht haben, Marie!“ Rief der Raubschütz. „Gott, der Allgegenwärtige, höre meinen Eid. Bei dem Leben dieses Kindes gelobe ich, nie eine Tat der Rache an dem Gerichtshalter Bösenig auszuüben, und breche ich

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