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     Die Frau Gräfin Schwester sprach eben so gut Deutsch, wie ihr Bruder, was Folge des langen Aufenthaltes am Hofe der verstorbenen Kaiserin Maria Theresia zu Wien war, die den in mancher Beziehung noch sehr in seiner Bildung zurückseienden ungarischen Adel (es ist von damaliger Zeit die Rede) durch alle nur denkbaren Mittel an ihren Hof zu fesseln suchte, um die hochfliegenden magyarischen Magnaten zu germanisieren, das heißt, diese wilden, stolzen und leicht zur Aufsässigkeit geneigten Adligen an deutsche Unterwürfigkeit zu gewöhnen.

 

     Stülpner wurde von dieser vornehmen Dame sehr gnädig behandelt. Sie erkundigte sich nach seiner sächsischen Heimat und sagte schließlich, daß auch sie es für nötig finde, das große Forstbesitztum, welches ihr nach dem Tode ihres Gemahls zugefallen, einer Revision zu unterwerfen, denn sie glaubte, ihre Beamten betrögen sie aufs Gröblichste. Sie hoffe, daß ihr Bruder, wenn hier die Forstuntersuchung vorüber sei, ihm, Stülpnern, die Erlaubnis erteilen werde, auch ihr in dieser Angelegenheit seine Kenntnisse zu leihen.

 

      „Und sein Schade soll es nicht sein, mein Lieber“, fuhr sie fort zu sprechen. . . „Magyarische Edelleute wissen reich zu belohnen und ich habe nie mit dem Honorare gekargt.“

 

      Der Graf sagte ihr diese Gefälligkeit zu und Stülpner beteuerte, daß es sein eifrigstes Streben sein werde, seines gnädigen Herrn, sowie der gnädigen Frau Gräfin vollkommenste Zufriedenheit zu erlangen.

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