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     Die Aussichten waren also die günstigsten für Stülpner, die er nur je erringen konnte. Der Graf zahlte ihm außer freier Station 300 Gulden Silber, ein Gehalt, den er nirgends wo anders bekommen hätte und der Gedanke, seine gute alte Mutter unterstützen zu können, machte ihn außerordentlich glücklich. So heiterer Laune war er bisher noch nie gewesen. Freilich das Servieren bei Tafel wollte ihm nicht recht behagen, indes sagte er sich: „Beim Fleischkauf muß man sich auch die Knochenzulage gefallen lassen“, und verfügte sich hinein.

 

      Der Schlossgeistliche aß mit an der gräflichen Tafel und Stülpner würde sich unter anderen Umständen über diesen hochwürdigen Kirchenpfeiler sehr geärgert haben, wenn er sich nicht in so guter Stimmung befunden hätte. Pater Amadeus hieß der Geistliche und seine fette, wohlgenährte Gestalt deutete eben nicht darauf hin, daß ihm die Fasttage viel Schaden getan. Er hatte, was Stülpnern auffiel, ihn längere Zeit schon mit lächelnden blitzenden Augen verfolgt und sagte dann mit salbungsvollem Tone: „Der Herr im Himmel hat es sehr glücklich gefügt, daß wir einmal Gelegenheit haben werden, eine arme ketzerische Seele dem Höllenpfuhl zu entreißen. Dieser da ist aus dem Heidenlande Sachsen zu uns gekommen zu seinem ewigen Seelenheile, denn ich hoffe ihn zur Erkenntnis zu bringen, wie nur allein wir ein Anrecht auf den Himmel haben.“

 

      Graf Wesseliny rief lachend Stülpner zu: „Der Hochwürdige nimmt ihn aufs Korn. Gebe Er Acht, daß Er ihn nicht aufs Blatt trifft.“

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