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      „Was ein Anderer kann, getraue ich mir auch.“

 

     „Nun, es gilt, ich nehme ihn beim Wort.“

 

     „Schwester!“ Rief der Graf warnend.

 

     „Nichts da, mein Lieber“, entgegnete die Gräfin... „um Den ist mir nicht bange und was wäre das für ein trauriger Ruhm für einen so guten Schützen, wie Dein Leibjäger, wenn ein Anderer je einen besseren Schuss getan hätte! Eine halbe Ehre ist keine Ehre. Ich will mich auf keinen Apfel versetzen, nein, da dies kleine viereckige Brettstückchen, achtmal so groß wie ein Apfel, wird einem Kinde auf den Kopf und es selbst mit verbundenen Augen an einen Baum gestellt... darnach soll er zielen. Der Preis soll in meines Gemahl goldener Repetieruhr bestehen, die er sich bei mir heute Abend abholen kann.“

 

     Man suchte der Gräfin diese tolle Idee auszureden, es war vergebens, selbst als man ihr die Vorstellung machte, daß dem besten Schützen ein Schuss misslingen könne und in diesem Falle das Kind ein Opfer dieses Frevels werden würde, sagte sie lachend: „Bah, das will nichts sagen, es gibt solche Ware genug. Eins mehr oder weniger tut nichts.“

 

     Es war ein grausamer Spott, eine abscheuliche Menschenverachtung in dieser vornehmen Dame. Stülpner war, da die Sache ernst wurde, sehr nachdenkend geworden. Er bereute seine kecke Antwort. Das schöne Mädchen hinter der Gräfin Stuhl hob bittend die ineinander gefalteten Hände in Brusthöhe und richtete einen angstvoll flehenden Blick auf Stülpner, als wollte

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