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     Die Kette war bald in dem an einem Pfahle am Ufer festgemachten Ring befestigt, das Boot konnte nicht fortschwimmen und nach Vollziehung dieser Vorsicht eilte das schlank gebaute Mädchen nun dem Schlosse zu, erschrak aber nicht wenig, als sie ihn in ihren Weg treten sah.

 

     „Gestattet Sie mir, daß ich mit ihr nach dem Schlosse gehen darf?“ Fragte er.

 

     „Ich habe nichts dagegen,“ war die Antwort und beide gingen nun den Weg entlang eine Weile in tiefem Schweigen. Stülpner fühlte zu sehr das Bedürfnis nach Teilnahme und dieser Drang löste das Schweigen bei ihm. Er sagte ihr, daß es ihm viel Mühe gekostet habe, sich zu beruhigen über den Frevel, den er heute, durch die Frau Gräfin gedrängt, begangen habe. Nie werde er die Stunden peinlichen Selbstvorwurfs vergessen, die er jetzt durchgekämpft. Jetzt sehe er ein, daß jede Regung im Menschen zum Bösen führen könne, denn nur im Rausche der Ehre, des Ruhmes habe er sich zu dem frevelhaften Schusse vermessen. Die Frau Gräfin scheine jedoch der Weiblichkeit entsagt und in ihrem adeligen Stolze keine Achtung für Menschenleben zu haben. Er glaubte nicht, daß irgend ein armer Mensch so hartherzig und mitleidslos sein könne wie die Frau Gräfin.

 

      Das schöne Mädchen nickte mit dem Kopfe, und sich zurückkehrend nach dem See wendend, den allmählich die Schatten des Abends dichter zu überströmen begannen, sagte es: „Es sind so viele Zeichen schon geschehen wie Gott die harten und bösen Menschenherzen straft,

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