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Munde der Sprechenden, die fromme Gläubigkeit in ihren Worten übte eine so große Gewalt über Stülpner's durch ein vielbewegtes und an Gefahren reiches Leben recht so leicht zur Empfindsamkeit geneigtes Gemüt, daß er, ohne daß die schöne Ingrin es verhindern konnte, ihre Hand küsste.

 

     „Was tut er denn da?“ Fragte sie bestürzt... „ich bin ja keine Edeldame.“

 

 „Nein, aber ein edles gutes Mädchen und ich danke Ihr, daß Sie für mich gebetet hat“, antwortete Stülpner.

 

     Ingrin sah ihn an und lächelte, nach einer Weile sagte sie: „Jetzt will ich ihm vom Balaton erzählen.“ Und sie hob nach einer kurzen Pause an:

 

     Einst schickte der liebe Gott zwei Boten auf die Erde, um nachzusehen, ob sein allerheiligster Name auch aller Orten in Ehren gehalten würde. Wo sie ankamen, bei Bürgern und Bauern, wurden sie als willkommene Gäste aufgenommen, die Armen freuten sich^ ihrer und pflegten sie nach ihren Kräften. Endlich kamen die Gottesboten auch hierher, wo ein prächtiges Edelherrenschloss stand, aber die Diener stießen die um nächtlich Obdach Bittenden mit Schlägen und Verwünschungen in die Nacht hinaus auf des Schlossherrn Befehl, und weder Almosen noch Labung wurde ihnen zu Teil. Vergebens hatten sie gesagt, sie wären Engel Gottes, aber in dem prächtigen Schlosse wusste Niemand etwas von Gott, weder der der Herr noch seine Diener, und spotteten des Ewigen. In der finsteren Nacht und so müde von der Wanderung, daß ihre Flügel sich nicht mehr

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