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herum und stieß den Kopf an die nackten Mauern. Draußen lagerte Sonnenschein und Freiheit, an dem blinden Fenster prallte der Sonnenblick an, und er... ein Gefangener! Ein dem sichern Tode Geweihter. Er warf sich auf die harte Pritsche und vergrub das Gesicht in die Hände - die Hoffnung auf Rettung war ihm verschwunden und in jener furchtbaren Nacht der Schwermut verfallen, die das freie oft Rettung bringende Denken gänzlich beseitigt.

 

 Der Gefängniswärter brachte ihm Brot und Wasser, und schloss dann die Türe zu. Der Kerl lachte tückisch denn einen Protestanten in dem elenden Loche zu hüten, war ihm ein Gaudium. Der Hunger nötigte Stülpner das halbe ihm gebrachte Brot anzubrechen, denn ein Messer besaß er nicht, man hatte ihm alles abgenommen. Welche Überraschung für ihn, als er beim Brotzerbrechen etwas Weißes daraus hervorgucken sah. Sorglich brach er das Brot soweit auseinander, daß der weiße Inhalt offen vor ihm lag. Es war ein kleiner Zettel mit den Worten: „Morgen findest du Feilen im Brot, die Fenstergitter dürfen für Deine Flucht kein Hindernis sein, das weitere morgen.“

 

     Die Zeilen waren zwar kaum lesbar, aber vor seinen Augen flammten sie wie ein Glückwunsch in Diamantschrift. Rettung! Der Gedanke machte ihn ganz fröhlich, er jubelte still vor sich hin. Wer könnte ihn zu retten wagen, als die herzensgute Ingrin, nur sie allein fühlte in diesem Schlosse mit seinem herben Unglücke Teilnahme, und gewiss war auch sie die Einzige, welche nicht an seine Schuld glaubte. Als der Freudensturm sich

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