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etwas legte, untersuchte er das Fenster und fand, daß es aus zu heben ging, wenn er die Verkalkung desselben beseitigen konnte. Gern würde er an die Arbeit gegangen sein, aber er mußte bis morgen warten, da ihm jedes Instrument dazu fehlte.

 

 

      Sehnsuchtsvoll blickte er dem nächsten Tage entgegen und wirklich fand er in dem wieder zugeteilten Brote drei scharfe Feilen. Mit Ungeduld zählte er die von der Schlossuhr aus schlagenden Stunden. Endlich dunkelte der Abend, immer grauer wurde es in seinem Gefängnis und bald ganz dunkel. Ehe noch volles Düster eintrat begann er seine Arbeit und konnte das Fenster nach Verlauf einer Stunde ausheben. Der ihm entgegendringende frische Luftstrom ermutigte ihn außerordentlich. Wie ein Gruß der Freiheit legte sich der kühlende Nachthauch an sein Herz. Noch höher stieg sein Mut, als er durch Rütteln an den Fenstergittern zu der Überzeugung gelangte, daß sie morsch in der Mauer steckten und außerordentlich vom Rost zernagt waren. Die Glocke zeigte die erste Stunde nach Mitternacht an, als er die schwachen Eisenstäbe aus ihren Dielen los gearbeitet hatte, und nachdem er sie herausgenommen, mit dem Kopfe hinausschauen konnte.

 

      Er blickte auf die breite, stark übergraste Mauer hinab und überzeugte sich, daß ein Sprung auf sie eine Verwegenheit sei, die derjenige, welcher ihn wage, mit zerbrochenen Gliedern büßen müsse, denn mindestens acht Ellen schätzte er die Höhe des Fensters von der Mauer entfernt, und wer stand dafür, daß er nicht diesseits ihrer

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