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Waidwerk große Stücke hielt und da er in Stülpner einen Jäger fand, der ebenfalls mit Seel und Leib diesem Berufe ergeben war, diesen sehr lieb gewann. In Wahrheit war Stülpner mit seiner nunmehrigen Stellung außerordentlich zufrieden. Er sah sich zum Gebieter der ansehnlichen Waldung des Barons gemacht und Niemand redete ihm in sein Tun hinein, weswegen er manchmal lachend zu sich sagte: „Im ganzen heiligen römischdeutschen Reiche hat's Niemand besser als ich. Ich bin ein Freiherr von meiner eigenen Gnade.“

 

      Oft dachte er an Ingrin zurück. Mit einer Gattin von so edlem hochherzigen Wesen wäre er gewiss glücklich geworden. Seine Neigung zu ihr war keine so tiefe und innige, als wie die zu Marie gewesen, aber eben ihre edle Tat, die ihn von Tortur und Henkerstod befreite, hatte der Dankbarkeit gegen sie sein Herz geöffnet, und was erhebt denn die Liebe mehr, als eben Dankbarkeit und Hochachtung? Zuweilen, wenn er sich an seinen Aufenthalt auf dem Schlosse des Grafen Wesseliny erinnerte, kam ihm außer dem Wunsche, von der guten Ingrin etwas zu erfahren, noch der: Licht in der den Mord an Pater Amadeus betreffenden Sache zu erhalten. Dass diese Wünsche ihm erfüllt werden konnten, darauf hoffte er nicht, und doch sollte es so sein, jedoch erst nach Verlauf von Jahren.

 

      Der alte gichtleidende Baron starb, Stülpner war zwei Jahre bei ihm gewesen, und die Sorge um fernere Anstellung wurde ihm durch einen Verwandten des Verstorbenen erspart. Ein Herr von Plotow auf Zedtwitz bei Hof, einer der Miterben der Hinterlassenschaft des

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