< zurückblättern
Index
vorblättern >

menschliches Weh und Leid, und doch blühen auch auf dem Pfade dieses Berufes große, stille Freuden.“

 

     „Der Pfleger am Krankenbette liest in den Augen der Schmerzgeplagten, die seiner Obhut übergeben sind, den Dank für seine Mühen. O, mein Freund, diese Blicke des Dankes sind die wenigen Rosen auf dem dornenvollen Lebenspfade einer barmherzigen Schwester. Ich liebe diese Rosen, die ich aus den Herzen der Kranken erblühen sehe, sie gehören mir... welches Glück von so vielen Tausenden nicht verstanden, nicht gewürdigt wird.“

 

     „Mit dem Tage, wo ich eingekleidet werde, hören alle meine Verbindungen mit der Außenwelt auf, meine Heimat bis zum Grabe, ja, selbst dieses ist im Kloster. Die Novize hat bei ihrer Einkleidung das Recht, von Allen Abschied zu nehmen, die ihr lieb waren, denen sie mit ihrem Eid, vor Gottes Altar geleistet, entsagt für immer. Ich nehme dies Recht in Anspruch, Karl, indem ich dieses Schreiben an dich richte. Da ich nicht weiß, wo es dich finden könnte, so gebrauche ich die Erinnerung an den Thumer Ratsherrn Peters, von dessen Gattin du mir öfters erzähltest, und richte es in einer besonderen Adresse nach Thum an ihn. Ich weiß keine andere Möglichkeit, es in Deine Hände zu bringen. Vom Kloster aus wird es mittelst der sächsischen Gesandtschaft zu Wien sicher in Deine Heimat befördert und über kurz oder lang bist du in dessen Besitze. Es ist das letzte weltliche Recht, das ich benutze, von nun an gehöre ich als Braut Christi dem Himmel an.“

284

< zurückblättern
Index
vorblättern >