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recht hübsches, den dreißiger Jahren stark entgegengehendes Frauenzimmer mit einem noblen Pli war, hatte ihre Augen auf Stülpnern geworfen. Es schien gar kein Hindernis zu geben, da sie ein paar tausend Gulden Vermögen und sonst noch viel Pretiosen und dergleichen besaß und Herr von Plotow sich willig dazu verstand, Stülpnern, als ihrem künftigen Manne, die einträgliche Försterstelle bis zu dessen Tode gerichtlich zuzusichern, indes so verlockend diese Aussichten waren, so fand sich Stülpner durchaus nicht dazu geneigt. Sein Stolz empörte sich, daß er um schnöden Geldes willen eine Frau nehmen sollte, die er gar nicht achten konnte. Der Kontrast zwischen ihr und den in seinem Herzen gleich Denkmalen unauslöschlich stehenden Erinnerungen an Marie und Ingrin war zu groß, als daß er, wollte er sich nicht vor sich selbst schämen, auf diesen Handel eingehen konnte.

 

     Um aus der üblen Lage zu kommen, in die ihn diese Heiratsabsicht auf seine Person versetzte, glaubte er die Verschiedenheit der Religion als gültigen Grund seiner Weigerung anführen zu können, indes Mamsell Kathi fand ebenso wie Herr von Plotow kein unübersteigliches Hindernis darin. Eine gemischte Ehe konnte eben so glücklich und beide Teile zufriedenstellend ausfallen, und Mamsell Kathi meinte scherzhaft, das täte der Liebe nichts. Da jedoch Stülpner diesen Punkt als eine Kluft zwischen ihr und seiner Person festhielt und seinen Gewissensskrupel vorschützte, so sah er sich nicht wenig überrascht, als Mamsell Kathi sehr herzhaft erklärte, die Religion könne sie niemals genieren, und es machte ihr durchaus keinen Skrupel, lutherisch zu werden.

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