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beim fünftenmal durch die Gasse gehen, sank Ballmann, dessen Rücken bereits ein einziges rotes blutiges Stück Fleisch geworden war, bewusstlos zusammen. Die Soldaten hatten keiner Aneiferung ihrer Offiziere bedurft, um ihre Pflicht zu tun. Jeder Hieb riss ein blutendes Zeichen auf Ballmanns Rücken und die 1500 Hiebe, die er empfangen, galten gerade soviel, als wenn ein anderer wegen Subordinationsvergehen zu zwanzigmaligem Gassenlaufen Verurteilter diese ganze Strafe aushalten mußte.

 

     Ballmann starb im Spital, da der Brand in seine vielen Wunden kam, unter fürchterlichen Schmerzen und im Regiment hieß es: Ein Tierquäler ist zum Teufel gefahren, wohin er gehörte. Die unmenschliche Behandlung, die Schererei des Gamaschendienstes, welchem die preußischen Soldaten damaliger Zeit ausgesetzt waren und ihnen ihr ohnehin elendes Dasein zu einer wahrhaften Hölle machten, konnte ihnen natürlich keine Lust zu dem Dienste beibringen und wer dies qualvolle Leben nur auf Dauer von ein paar Monaten kennen gelernt hatte, trachtete darnach, loszukommen, um sich nur wieder unter die Menschen zählen zu dürfen und der rohen Willkür, welche von Offizieren und Unteroffizieren, die den Gemeinen für ein Prügelholz ansahen, ausgeübt wurde, zu entgehen. Deshalb kamen Exekutionen an wieder eingefangenen Deserteuren sehr häufig vor, indes trotz der harten Strafen, welche über diese Unglücklichen verhangen wurden, gaben die arg gequälten Soldaten den Hang zur Desertion nicht auf und die Strafen schreckten sie nicht.

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