< zurückblättern
Index
vorblättern >

herausstellte, doch immer eine schlechte. Wenn auch der beiden mildernden Umstände wegen, daß er nicht zu den Preußen desertiert und den schwer verwundeten Korporal Stange vom Tode gerettet, denn eine aus dem Lazarett gekommene Nachricht besagte dies, man hatte Hoffnung Stange durchzubringen, der Spruch des Kriegsgerichts gemildert wurde, so blieb ihm doch eins, das Gassenlaufen, gewiss, und der Gedanke an diese Strafe durchschauerte Stülpner.

 

     „Lieber auf der Stelle sterben, wie diese Strafe über sich ergehen lassen, wollte er, und je tiefer diese Furcht in seinem Herzen wurzelte - an den strengen Militärgesetzen ließ sich nichts mäkeln, sie wurden im buchstäblichen Sinne des Wortes vollzogen - desto höher stieg bei ihm das Verlangen, sich frei zu machen. Dieser Drang fraß förmlich an seiner Seele und um ihn los zu werden, sagte er zu sich selber: „Hm, wäre ich nicht wert, auf der Stelle totgeschlagen zu werden, wenn ich einer so niederträchtig schlechten Aussicht zu entgehen nicht den Mut hätte, sobald sich Gelegenheit ergibt, dem ehrenwerten Bataillon ein Lebewohl im Stillen zu wünschen. Welcher vernünftige Mensch könnte mir's denn übel deuten, daß ich den Kopf aus der Schlinge gezogen habe, ehe sie zuschnappt und ich miserabel darin zappele? Prosit die Mahlzeit, sowie sich Luft für mich zeigt, gehe ich durch die Lappen. Beißt sich der Fuchs im Fangeisen sogar die Pfote ab, um in die Freiheit zu kommen, so will ich als vernünftiger Kerl doch mein Seel' nicht geringer als der Fuchs sein und mich von ihm beschämen lassen.“

356

< zurückblättern
Index
vorblättern >