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     Somit war bei Stülpnern der feste Vorsatz gereift, sobald als tunlich sich aus dem Staube zu machen, denn als Gefangener das Vaterland wiederzusehen - beim Bataillon verlautete nämlich das Gerücht, zum Frühjahre durch neue aus Sachsen kommende Truppenteile abgelöst zu werden - war zu niederschlagend für ihn. Zudem stieg jetzt, wo der Gedanke an Flucht so ganz und übermächtig von ihm Besitz nahm, sein altes Handwerk, die Freijägerei wieder zu ergreifen, riesengroß bei ihm empor.

     Das freie Leben trat mit allen seinen Reizen so lockend und anziehend vor ihn hin, daß das Blut in seinen Adern, wie von neuer Kraft belebt, rascher floss. Blickte er zurück auf seine Vergangenheit, so sagte er sich, daß sie nichts anderes als eine Kette von Abenteuern war, die er glücklich durchgemacht und er begann an seinen unsichtbaren Schutzgeist zu glauben, der ihm in den misslichsten Lagen seines Lebens treulich beigestanden. Der Glaube stählte ihn und seinen Entschluss, bei nächster Gelegenheit zu desertieren.

 

     Eine solche ergab sich ihm unerwartet bald. Die Franzosen drängten so heftig auf die deutschen Truppen, daß diese, täglich mehr dem Mangel an Lebensmitteln ausgesetzt, sich zurückziehen mussten. Alles in den täglichen Kämpfen vergossene Blut war nutzlos gewesen, des Feindes Übermacht quoll scheinbar aus dem Boden. Der Rückzug der Österreicher unter Feldmarschall Wurmser bedingte gebieterisch den der Armee des Herzogs von Braunschweig. Dazu war die Ungunst des spätherbstlichen Wetters und das Elend unter den deutschen Truppen

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