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wie sehr habe ich den jetzigen Augenblick ersehnt! Ach, das Glück! Das Glück! Ich habe euch wieder und kann euch aufs Neue beweisen, daß ich Euer Sohn bin mit demselben Herzen voll Liebe, wie ich von euch schied. Das danke ich Gott, dem Allmächtigen, der mich wunderbar in so vielen Gefahren beschützt hat. Wir sollten uns wiedersehen!“

     Aber die große Freude des Stülpner Karl empfing einen harten Stoß, denn wie er die Mutter aus den Armen ließ, fiel sie bewusstlos auf den Schemel zurück und nur ein schnelles Zugreifen verhinderte den Fall der alten Frau auf den Boden der Stube.

     „Heiliger Gott im Himmel, die Freude hat sie getötet!“ Schrie er erschrocken auf. Dieser Angstruf gab der in den Winkel Geflüchteten so viel Mut, schnell herbei zu eilen. „Wasser! Schnell! Frisches Wasser!“ Rief Stülpner.

 

     „Ja, gleich... Ach, die gute, alte Mutter!“ Mit diesen Worten sprang das junge Mädchen aus der Stube und kam bald darauf mit einem Topfe Wasser, das es aus der unweit vom Hause langsam sickernden und zu einem Tümpel gestauten Dachrinne, die aus dem Walde hervorkam und ungesehen durch den breiten Wiesengrund der Zschopau zulief, geschafft hatte. Stülpner benetzte Stirn und Schläfe der alten, von dem großen, unerwarteten Freudenschreck ohnmächtig gewordenen Mutter und war überglücklich, bald wieder Lebenszeichen an ihr zu bemerken.

 

     „Sie schlägt die Augen auf!“ rief das junge

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