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muß mich erst daran gewöhnen, den Gedanken zu haben, daß meine Liebe im Grabe ruht.“

     Mit diesen Worten warf er sich auf einen nahestehenden Schemel und verhüllte mit beiden Händen sein Gesicht. Eine tiefe Stille herrschte nun in dieser Wohnung der Armut. Als nach langer Pause Karl die Hände vom Gesicht herabgleiten ließ, wiesen sich seine Wangen feucht. Er hatte seiner heimgegangenen Liebe Tränen des Schmerzes gewidmet und wie sein Blick auf das junge Mädchen fiel, das neben seiner Mutter stand, bemerkte er, wie ein paar große Tropfen des Mitgefühls an dessen Wimpern hingen. „Du musst gut sein, Mädchen, denn du hast Mitgefühl für fremden Schmerz,“ sagte er.

 

     „Es tut mir weh, ihn so traurig zu sehen,“ war des Mädchens Antwort . . . „Sein Mütterchen hat mir's ja erzählt, wie lieb Er seine Marie gehabt hat. Ich kann mir das als recht schmerzlich denken, das, auf was man sich recht herzlich gefreut hat, nicht mehr unter den Lebenden zu finden.“

 

     „Wer bist du denn?“ Fragte Karl, von der Teilnahme erfreut.

     „Unseres neuen Schulzen seine Tochter, Röse Wolf,“ beantwortete die Alte die Frage. „Der alte Schulze ist gestorben und Rösen's Vater an die Stelle gekommen. Ein braver Mann ist er, die Gemeinde dankt Gott, daß der Tod den alten Schulzen, der keine Silbe gegen den Gerichtshalter zu sagen sich getraute, abgeholt hat. O, die Röse besucht mich alte Frau immer und das tut

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