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war. Die abscheulichsten Betrügereien liefen damit unter und es konnte nicht fehlen, dass das Volk nach derlei Umständen den Soldatenstand für ein großes Unglück hielt, denn der Stock regierte auf gräuliche und grausame Weise. Da die List nicht immer so viel Mannschaft herbeischaffte, als nötig war zur Ergänzung, so wurde Gewalt gebraucht und man überfiel die Häuser und Hütten derer, wo militärfähige junge Leute unbekümmert in ihren Familien lebten, bei Nachtzeit, riss sie aus dem Schlafe auf und bemächtigte sich ihrer. Vater und Mutter konnten weinen und schreien, wie sie wollten, triumphierend zog die bewaffnete Rotte mit ihrem Fange ab. Diese Menschenjagden brachten natürlich die Ortschaften in Aufruhr und es war nun natürlich, dass der Soldatenstand dadurch noch viel verhasster wurde, als er schon war.

      Unter Friedrich Augusts (der Gerechte) Regierung kam eine andere Art Rekrutierung auf. Jeder Truppenteil erhielt einen Distrikt zugewiesen und in demselben durfte er nur die jungen Männer ausheben, welche nachweislich nicht als einzige ihren Familien entbehrliche Söhne zu ihrem Dienst gezwungen werden konnten. So mild und gerecht auch diese gedachte Maßregel war, so litt sie doch auch wieder an einem Übelstande, an den freilich der Gesetzgeber nicht gedacht, ihn vielleicht nicht einmal als möglich geahnt hatte. Der Laune, dem Eigennutz, der Kabale und der Ungerechtigkeit der Behörden war ein ungeheures Feld geöffnet. Hatten die Später einen schönen, jungen, zum Militär passenden Mann ausfindig gemacht, so kam es lediglich auf den Ausspruch des Ortsvorstandes an, ob sie ihn nehmen

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