< zurückblättern
Index
vorblättern >

     Der Amtsaktuar hatte alle seine Redefähigkeit verloren, er war vor Furcht und Schreck so sehr in seinen großen Pelz hineingekrochen, daß er wie darin versunken da saß.

     „Lass die Pferde ausgreifen, Kutscher!“ Rief Stülpner und die Peitsche des Angeeiferten machte mit den Hinterteilen der Rosse so unangenehme Bekanntschaft, daß die Tiere wie im Fluge davon sausten. Am Ausgange des Forstes befahl Stülpner zu halten und nachdem er ausgestiegen, sagte er: „Nun, Herr Amtsaktuar, fahren Sie mit Ihrem guten Gewissen weiter. Es soll mich freuen, wenn ich einmal höre, daß Sie in dieser Stunde gelernt haben, wie Berg und Tal allerdings nicht, wohl aber Menschenkinder zusammen kommen, und in der Überzeugung, daß ein rachesüchtigerer Mensch als ich Ihnen bei Gelegenheit einmal Böses mit Bösem vergelten kann, in Ihrem Amte, wo Sie viel Böses tun können, nur immer das Rechte tun und den Armen nicht nach beliebter Manier unterdrücken.“

     Ohne Lebewohl schied Stülpner, in dem Forste verschwindend, die dampfenden Rosse begannen ihren rasen den Lauf aufs Neue, um den vor Angst schwitzenden Amtsaktuar aus dem Bereiche des gefährlichen Mannes zu bringen, dem er einst in seiner Herzensschlechtigkeit so sehr geschadet hatte. Das war eines jener Erlebnisse für Stülpner, die ihm einen Aufschwung seines oft von Kummer niedergedrückten Gemütes verliehen. Jahre waren wieder seit seiner Rückkehr aus dem Rheinkriege vergangen, seine alte Mutter jetzt den achtziger Lebensjahren so nahe und Stülpner hätte keine Vernunft haben

411

< zurückblättern
Index
vorblättern >