< zurückblättern
Index
vorblättern >

Herr würden wohl wissen, daß zum Leben auch Brod gehöre. Das Mädchen hatte sich in der Tat nicht in ihrem Vertrauen in dieser Beziehung getäuscht, denn am andern Nachmittage erschien Korporal Stange und erzählte, wie der Herr Major von Einsiedel so wütend auf den Gerichtshalter sei, daß, wenn der grade zur Stelle gewesen wäre, der gnädige Herr ihn sicherlich mit der Peitsche für seine Schlechtigkeit bedient haben würde, denn Herr von Einsiedel habe sich heute Morgen die Gerichtsstube im Schlosse aufschließen lassen und die alten Aktenstücke selbst durchgesehen, woraus sich ergeben, daß wohlhabendere Scharfensteiner mit zwei, drei oder gar vier Söhnen gegen alles Recht und Gesetz ihre Söhne frei von der Rekrutierung behalten hätten, während man ihn, Stülpnern, den einzigen Sohn und Ernährer seiner armen Mutter, auf des Gerichtshalters Anweisung als „entbehrlich“ zum Soldaten genommen habe. Heute noch würden die beiden gnädigen Herren mit samt den Akten nach Dresden und da werde sich wohl mit Gottes Hülfe ein günstiges Resultat herausstellen.

      „Na und was mich betrifft,“ fügte Stange hinzu,... „ich mache mit nach Dresden und werde an den beiden gnädigen Herren nach Kräften schüren, daß sie Seine Sache mit Eifer betreiben. Unterdessen schickt ihm der Herr Major von Einsiedel ein paar Taler Geld und auch ein paar Anweisungen für Seine alte Mutter, daß sie sich allwöchentlich ein halb Viertel Korn zu Brod beim Wirtschaftsverwalter holen kann. Es könnte doch sein, daß wir erst in sechs oder acht Wochen von Dresden wieder zurückkämen, der gnädige Herr von Einsiedel will sogar bis an Sr. Kurfürstlichen

446

< zurückblättern
Index
vorblättern >