< zurückblättern
Index
vorblättern >

Andern! Er hätte rasend werden mögen, wenn er sich das vorstellte. Marie benutzte jede Gelegenheit, die sich ihr nur bot ihm ein paar Zeilen insgeheim zuzuschicken. Ihres Vaters Schankwirtschaft machte das möglich, da kam so mancher hin, der nach Chemnitz ging und gern ein Briefchen an ihn von ihr mitnahm und ihr von ihm mitbrachte. Diese Korrespondenz war seine einzige Freude. Allemal, wenn er von Marien ein Briefchen bekommen hatte, war er lustig und guter Dinge, denn dann wusste er alles von seinen Lieben. Marie berichtete ihm treulich wie es seinen alten Mütterchen gehe. Aber das hielt immer nur für ein zwei Tage, dann quälte ihn das Schreckbild, sie, die er so innig liebte, verlieren zu können. Schon war der Frühling da, auch in der Gebirgsregion, wo es immer später mit dem Erscheinen des Frühjahrs wird, als im niedern Lande, zeigten sich Spuren, es wurde allmählich grün, und mehr als je sehnte sich Stülpner in die frische Waldluft hinaus. Da ereignete sich's, dass sein Hauptmann ihn einmal mit auf die Jagd hinaus nahm. Die Offiziere hatten, um ein Vergnügen zu haben,       denn die Garnison in einem Städtchen, wie Chemnitz damals war, bot viel zu wenig Abwechslung für lebelustige Herren - ein Jagdrevier gepachtet und flankierten in demselben nach Herzenslust.

     „Er ist ja Jäger, Stülpner, zeige Er mal was er gelernt hat“, sagte der Hauptmann gut gelaunt, als er ein paar Mal schon gefehlt hatte und das Wild im mächtigen Sätzen ihm entgangen war. Dieser Aufforderung entsprach Karl mit Freuden und bald lagen ein paar feiste Achtender am Boden. „Verfluchter

67

< zurückblättern
Index
vorblättern >