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er später hinaus auf seinen Posten taumelte und dort auf eine Bank niederfiel.

 

     Stülpner hatte absichtlich sehr wenig getrunken, dem guten Kameraden das Mehrteil des Branntweins aufgenötigt, und genoss nun das Vergnügen, ihn bald tüchtig schnarchen zu hören. Mehr bedurfte es nicht, um seinen Plan, zu entspringen, glücklich auszuführen. Die Säcke auf den Fußboden am Fenster legend, damit der herunterfallende Lehm kein Geräusch verursache, daß vielleicht der gute Schnarcher von Profoßknecht, der in der Soldatensprache „Steppchen“ genannt wurde, aus seinem Dusel aufwecken könne. Er hätte dieser Vorsicht nicht bedurst, denn der Schnaps hatte den Kerl dermaßen eingeschläfert, daß jedenfalls nur der Wirbel einer Trommel oder ein Schuss ihn aufgeschreckt haben würde.

 

     In wenig Minuten war der wurmstichige Fensterrahmen mit seiner von Fliegenschmutz blinden Scheibe herausgerissen, indes offenbar war die dadurch entstandene Öffnung viel zu eng, um eine stark gedrungene Männerfigur, wie die Stülpners, durchzulassen. Er sah sich also genötigt, die Öffnung zu vergrößern, vorher spähte er aber sorgsam, soweit er den Hof übersehen konnte umher, ob die Luft rein sei. In der Tat war es ein Wagstück, bei hellem Mittage auszubrechen, und wäre der Drang nach Freiheit nicht so übermäßig und die Überzeugung, daß, wenn der heutige letzte Tag des Rückmarsches ungenützt vorübergehe, er sobald an keine Erlösung denken dürfte, und das Chemnitzer Stockhaus ihn für lange Zeit als Gefangenen sehen würde, so sicher in ihm begründet gewesen, er hätte vielleicht vor

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