533. Entstehung des Namens Gottesgab. E-Mail

(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 71. Krieglstein in der Erzgebirgszeitung, 5. Jahrg. 3. und 4. Heft.)


Auf einem überaus stiefmütterlich ausgestatteten, unwirtbaren und frostigen Moorplateau des an Naturschönheiten aller Art reichen Erzgebirges liegt hart an der sächsischen Grenze Gottesgab, die höchstgelegene Stadt der österreichisch-ungarischen Monarchie. Ursprünglich Wintersgrün genannt, erhielt dieses Städtchen seiner Silbererze wegen, die hier im 16. Jahrhunderte zu Tage gefördert wurden, gar bald von frommen und dankbaren Bergleuten den bedeutungsvollen Namen: Gottes

Gabe.

Der Sage nach verdankt Gottesgab die Entstehung seines Namens

dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Als derselbe nämlich eines Tages mit seinem Gefolge nach Wintersgrün kam, das dazumal zu Sachsen gehörte, und den blühenden Bergbau in Augenschein nahm, setzte man ihm einen aus einer Silberstufe ausgehauenen Sessel zum Niedersetzen vor. Der fromme Kurfürst aber soll dieses Anerbieten mit den Worten abgewiesen haben: „Das ist Gottesgabe, und so soll die Stadt hinfüro genannt werden.“ Daher hieß in der Folge die Bergstadt

Gottesgab.

Nach einer andern Sage kam der Kurfürst Johann Friedrich einst mit seinem Jagdgefolge in die waldreiche Gegend der Hochebene. Da traf es sich, dass sein edles Ross, mit dem Hufe die Erde stampfend, ein ansehnliches Stück Silbererz zu Tage förderte. Über solch reichen Bergsegen erstaunt, rief der Fürst aus. „Das ist eine Gottesgabe!“ Und darnach wurde bald darauf die infolge der daselbst brechenden reichen Silbererze entstehende Ansiedelung genannt.



 
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