654. Der Friedensstein am Streitwalde bei Zwönitz. E-Mail

(Dietrich und Textor, Die romant. Sagen des Erzgeb. 1. B. S. 335 ec. Darnach bei Gräße a. a. O. No. 562.)


Als Ernst, Herr und Graf zu Schönburg, und Bruno von Schönberg, Herr der Pflege Stollberg, Thum, Niederzwönitz und Gelenau, im Jahre 1476 von einem Zuge ins heilige Land zurückgekehrt waren, legten sie das Ritterschwert im hohen Waffensaale nieder, um unter ihren Untertanen zu wohnen, deren Wohlstand durch den Bergbau täglich wuchs.

Während ihrer Abwesenheit war auf Veranlassung des Abtes zu Grünhain, eines stolzen und herrschsüchtigen Mannes, ein harter Grenzstreit zwischen den Vögten der Grafschaft Hartenstein und denen der Pflege Stollberg über den Besitz eines weiten Forstes ausgebrochen,

welcher zwischen ihren Grenzen und denen der Abtei Grünhain mitten innen lag. Der Streit übertrug sich auch auf ihre beiderseitigen Untertanen, und der Abt war seinem Ziele nahe, jetzt sagen zu können. „Keinem von euch beiden, sondern mir gehört der Forst.“ Da starb er plötzlich. Sein Nachfolger, der Abt Johannes, war ein milder Priester, welcher den Streit nicht weiter schürte, vielmehr eine Versöhnung der inzwischen aus Palästina zurückgekehrten Herren vermittelt. Dieselben kamen auf freiem Felde unter Gottes blauem Himmel zusammen und durch Händedruck und Bruderkuss wurde die Versöhnung besiegelt. An der Stelle aber, wo dies geschah, wurde ein Stein errichtet, den der Abt segnete und mit Weihwasser, geschöpft aus dem in der Nähe befindlichen heilbringenden „guten Brunnen“, besprengte. Am Abende dieses Tages wurde im Städtlein Zwönitz ein frohes Fest gefeiert, und der Abt verlieh dabei genannter Stadt ein neues Wappenschild: Den buntgefiederten Sittich im blauen Felde. Der Stein aber wurde später mit dem Wappenschilde der Abtei Grünhain und dem von den Grafen und Herren von Schönburg geziert, der Volksglaube gab ihm Wunderkräfte, Stücken von ihm wurden zu Pulver gerieben und sollten in allerlei Leiden und Schwächen des Körpers die ersprießlichsten Dienste leisten. Der streitige Forst erhielt später den Namen Streitwald, welchen er noch heute führt.



 
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