703. Das wandernde Haus in Zinnwald. E-Mail

(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, 4. Aust. Pros. Nachtrag, No. 2.)


In sächsisch Zinnwald steht (?), ohngefähr fünfzig Schritt von der Grenze entfernt, ein kleines hölzernes, von einem Bergmanne bewohntes Häuschen, an dessen hintern Deckbalken in der Stube folgender Vers eingeschnitten ist:

Ich bin nun auf Sachsen Boden, Gott Lob,

weil mich mein Wirth, Hans Hirsch, aus Böhmen rüber

schob. 1721.

In den Jahren 1716 bis 1728 wurden nämlich die protestantischen Einwohner Böhmens ihrer Religion wegen hart verfolgt und sogar gezwungen, entweder zur katholischen Kirche überzutreten oder das Land zu verlassen. Wenige taten das erstere, die meisten wanderten nach Sachsen aus. Unter letzteren war auch ein Bergmann, mit Namen Hans Hirsch. Er hielt fest an seinem Glauben und besann sich deshalb keinen Augenblick, was er tun solle, aber sein Häuschen, welches ohnweit der Grenze stand, hätte er gern mitgenommen. Darum beriet er sich mit seinen Freunden und Gevattern und endlich hatten sie´s erklügelt. Das Häuschen ward auf Walzen gebracht und bei Nacht und Nebel glücklich nach Sachsen herüber gepascht auf den Fleck, wo es jetzt noch steht. Zum Andenken schnitt Hirsch obige Schrift in den Balken ein.



 
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