705. Der Judenborn zu Sayda. E-Mail

(Staberoh, Chronik der Stadt Oederan, 1847, S. 21, z. T. mündlich.)


Zum schnellen Anbau Oederans trug das nahe Freiberg mit seinem Silbersegen sehr vieles bei. Besonders waren es Eisenarbeiter, deren Arbeit und Erzeugnisse dem Bergbaue daselbst nötig waren, welche Öderan im Anfange bevölkerten. Für die Öderaner Ansiedler wurde zu dieser Zeit ein sogenannter Silberjude, der seine Wohnung im jetzigen Rathause hatte, der Mäkler und Gläubiger. Denn er lieferte die Silberstangen Freibergs größtenteils in das Öderaner Kloster,

wo das Silber geschlagen und nach Nürnberg und Böhmen verpascht wurde, woraus man großen Gewinn zog und wobei man sich aber um die Unterstützung der Bewohner sehr wenig kümmerte. Nun zogen jener Jude und einige Mönche (es soll im Jahre 1236 gewesen sein) mit einem starken Silbertransport über Sayda nach Böhmen. Die erbitterten Öderaner schlichen ihnen bis Sayda nach, vereinigten sich dort mit den Bewohnern und besonders mit der Besatzung des dortigen Schlosses, überfielen und plünderten die ungetreuen Haushalter, schlugen den Juden tot und warfen ihn in einen Brunnen, welcher deshalb der Judenbrunnen genannt wurde.

Noch zeigt man am Gasthofe zum Bade in Sayda den Judenbrunnen. Nach einer anderen Überlieferung erinnert derselbe, ebenso wie eine Wiese, welche der Judenkirchhof genannt wird, an die alte Judenvorstadt, welche außerhalb der alten Stadtwälle etwas unterhalb des Judenkirchhofes auf einer Wiese lag, die jetzt noch den Namen „Flecken“ trägt. Als im Jahre 1465 die Stadt abbrannte, wurde die Judenstadt nicht wieder aufgebaut, weil man den Juden die Schuld an dem Brande beimaß.


Man hat den Namen der Stadt und Burg Sayda (urkundl. Saydow, Seydowe) vom slawischen sid, der Jude, Adj. sidowy abgeleitet. Immisch (die slaw. Ortsnamen im Erzgebirge, Programmarb., Annaberg, 1866) stimmt dem jedoch nicht bei. sondern hält die Ableitung vom slaw. sad, die Anpflanzung, der Garten, für richtiger. Er meint, dass vor den Juden die Slawen eine Ansiedelung gründeten, mit der Zeit sei aber aus sadowy, d. h. die zur Ansiedelung Gehörigen, saidow, seidow, Sidow geworden, welche letztere Form sehr gut wegen der Ähnlichkeit mit Zidow, Judenstadt, verwechselt werden konnte.



 
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