793. Redensarten. E-Mail


a. Zwickau gehörte zum Vogtlande.

(Herzog, Chronik von Zwickau. 1. 1839, S. 69.)


Es wird behauptet, dass Zwickau oder doch ein Teil seines Weichbildes ehedem zum Vogtlande gehört habe. Man hat nämlich ein altes Sprichwort: „Dass die Zwickauer im Meißnerlande sterben und im Vogtlande begraben werden,“ und noch heutzutage hört man die Redensart. „Er wird ins Vogtland getragen,“ d. i. er wird begraben.


Obschon Zwickau nahe an der Grenze des Vogtlandes lag, so hat es doch nie zu diesem selbst gehört. Es stand zwar als Reichsstadt ehedem unter den Reichsrichtern des Pleißnerlandes zu Altenburg, welche fast immer aus dem Geschlechte der Vögte genommen wurden, und später als markgräflich meißnische Stadt hatte Zwickau seine eigenen Untervögte, welche im Namen der Landesherren die Gerichtsbarkeit ausübten. Dies währte bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts, da der Rat die Gerichte über die Stadt erlangte.)


b. Der Kas is och dornoch.

(Mündlich.)


„Der Käse ist auch darnach,“ d. h. der Gegenstand ist das Geld wert. Dies ist eine Redensart in Eibenstock, welche sich von folgender Begebenheit herschreibt: Der Besitzer des früheren Hammerwerkes Wolfsgrün, das nach Eibenstock eingepfarrt ist, schickte, wenn er mit den

Seinigen bei dem dortigen Pfarrer zu kommunizieren gedachte, diesem durch einen seiner Arbeiter mit der Meldung zugleich auch einen Dukaten. Das war Herkommen. Herkommen war aber auch, dass der Arbeiter im Pfarrhause Bier, Brot, Butter und einen Käse vorgesetzt erhielt. Eines Tages, als der Bote seine Herrschaft wieder zur Kommunion anmeldete und den Dukaten abgeliefert hatte, war die Frau Pfarrerin nicht zu Hause. Der Pfarrer war in Verlegenheit, Bier, Brot und Butter konnte er schaffen, aber keinen Käse. Doch da besann er sich, dass er einen damals noch seltenen und teueren Limburger Käse hatte. Diesen holte er und setzte ihn dem Arbeiter vor. Der Arbeiter aß zum Schrecken des Pfarrers mehr davon, als er erwartet hätte, weshalb letzterer ihn fragte, ob ihm der Käse schmecke. Auf die Bejahung sah sich der Pfarrer zu der Bemerkung veranlasst, dass der Käse auch teuer sei. Darauf folgte die trockene Entgegnung: „Der Kas ist och dornoch.“ Der Arbeiter aß weiter. Endlich sprach der Pfarrer: „Ia, mein Lieber, ich muss nur noch bemerken, dass diese Art von Käse auch schädlich werden kann, wenn man zuviel davon isst.“ „Wenn das ist,“ sprach der Bote, indem er das übrige Stück Käse einpackte, „da muss ich das Übrige meiner Frau mit nach Hause nehmen.“

Die Geschichte wurde ruchbar. Der Pfarrer ist jedenfalls sehr ausgelacht worden, und es hat sich bis zur Stunde die oben angeführte Redensart in Eibenstock erhalten.


c. Eine sprichwörtliche Redensart in der Schwarzenberger Gegend lautet: „Kein Hammerschmied stirbt, sondern er kommt von der Welt, man weiß nicht wie?“ Diese Redensart bezieht sich darauf, dass nicht mehr arbeitsfähige Hammerschmiede bettelnd von einem Hammerwerke zum andern zogen und dass deshalb selten einer in der Heimat starb. (Merkels Erdbeschreibung von Kursachsen. I. 1804, S. 161.)


d. „Man könne die sächsischen Eisenhämmer so wenig aufhalten, als die schwedischen Truppen,“ sagte ein schwedischer Quartiermeister, der 1712 im Hammerwerke Erla den großen Stabhammer im Niederfallen aufhalten wollte, dafür aber mit gelähmter Hand bezahlt ward. Der Quartiermeister hieß Schulze und stand beim Kavallerieregiment des Obersten Rosenstern. Die erzählte Begebenheit soll sich übrigens am 27. Juni 1707 zugetragen haben und die angeführten Worte wurden beim Rückmarsche der Schweden auf der Schiffbrücke zu Pirna gesprochen. (Peck, Beschreibung des Chursächsischen Erzgebirges, 1. B. S. 103.)


e. Vom Silbergehalt unscheinbarer Steine.


Von den Venezianern geht eine Rede, dass sie gesagt haben: In Meißen (dem meißnischen Erzgebirge) und dem Vogtlande wirft man einen Stein nach der Kuh, da doch der Stein mehr als die Kuh selber wert ist. (Meltzer, Beschreibung der Bergstadt Schneeberg, 1684. S. 54.)


f. Fägel schweiget seine Gäste.


Ein Fleischer zu Schneeberg, mit Namen Fägel, welcher auf der Badergasse wohnte, hatte seinen beiden Gästen, die in Streit geraten waren, Frieden geboten und deswegen auch zu dem Richter geschickt. Weil dieser sich aber etwas verzogen hatte und die Gäste sich nicht steuren lassen wollten, hat er sie beide erstochen, darauf die Flucht genommen und dem Richter Hans Kempfen, der ihm begegnet, auf Befragen geantwortet: „Ei, Herr Richter, es ist unnötig, dass Ihr Euch bemühet und hinunter gehet, ich habe sie allbereit gestillet, sie haben sich wohl müssen bedeuten lassen.“ Daher ist, als der Richter hinunter gegangen und die jämmerliche Tat befunden, Fägel aber unterdes des Landes entlaufen war, von ihm das Sprichwort entstanden: „Er hat sie geschweiget oder gestillet, wie Fägel seine Gäste.“ (Meltzer, a. a. O., S. 1099.)


g. „Toffel, das gilt dir auch mit.“


Diese sprichwörtliche Rede, welche lange in Schneeberg im Gange war, ist durch ein Wort des Pastors Christoph Schindler entstanden. Derselbe gebrauchte es, wenn er Amtes halber etwas strafte und dabei sich selbst nicht heuchelte, falls er diesen Fehler an sich selbst gefunden hatte. Man wandte die Worte in der Folge an, wenn man sich selbst eines Fehlers schuldig fand. (Meltzer, a. a. O., S. 1100.)


h. „Der Narr ist aus dem Häusel gekommen.“


Dies pflegt von einem ausgelassenen Menschen gesagt zu werden. Die Redensart kann davon herkommen: Eine uralte Art der Beschimpfung ist es gewesen, wenn Diebe, die Feld- und Gartenfrüchte gestohlen, in das sogenannte Narrenhäusel gesteckt worden sind, wie solche sonderlich in den teuren Jahren 1771 und 1772 fast in allen gebirgischen Städten sind errichtet worden. Ein solches Haus stand noch im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts auf dem Markte zu Lößnitz, es sah wie ein Käsig aus und konnte herumgedreht werden. Personen, die da hineingesteckt wurden, hatten von den Gassenkindern,

welche das Haus bald gedreht, bald mit Steinen und Kot den Gefangenen geworfen, allerlei Schmach zu erleiden. (Oesfeld, Hist. Beschreibung einiger merkwürdigen Städte im Erzgebirge, insonderheit der Hochgräflich Schönburg. freyen Bergstadt Lößnitz ec. 1776, S. 11.)


Auch in Leipzig gab es zwei solche Narrenhäuschen, das eine war bei den sogenannten Brotbänken am Naschmarkte und das andere an der Thomaskirche. Das erstere diente für Skandalmacher, Verläumder und losmäulige Frauen, während letzteres unter geistlicher Jurisdiktion stand und für diejenigen bestimmt war, welche als Flucher und Gotteslästerer bezichtigt waren. In Oschatz ist noch jetzt (?) im Winkel nächst den Stufen, die durch den vom Ratsarchive gebildeten Schwibbogen vom Markte zum Stadtkirchhofe führen, das von Eisengitter nach Art eines Käfigs gebildete Narrenhäuschen vorhanden. (Schäfer, Deutsche Städtewahrzeichen, 1. B., S. 54.)


i. Die Schlimmen von Öderan.

(Staberoh, Chronik von Öderan. 1847, S. 197-201.)


Im Jahre 1645 begann zwischen Öderan und dem Ritter Nikolaus von Schönberg auf Börnichen der Streit wegen des Hirtenfeldes. Letzterer verlangte das Grundstück, welches bereits seit Jahren von der Stadt bebaut worden war, zurück, unter dem Vorgeben, dass es zu den Fluren von Börnichen gehöre. In das Dunkel über diese Angelegenheit war kein Licht zu bringen, da die Urkunden in dem Kriege verbrannt, die alten Leute aber, welche Auskunft hätten geben können, an der Pest gestorben oder geflüchtet waren. Nachdem der Prozess beinahe 4 Jahre geschwebt hatte, ging der Schafmeister vom Rittergute Börnichen, Caspar Witte, nach Böhmen, um für seinen Herrn 100 Stück Schafe zu kaufen, welche damals zu Tausenden für das ruinierte Böhmen aus Ungarn herauskamen. Der Schafmeister kam mit seinen Schöpfen glücklich bis auf die Eppendorfer Fluren, wo ihn eine Abteilung schwedischer Reiter anhielt und um 10 Schafe gegen Bezahlung bat. Doch der Schafmeister, rau und trotzig wie sein Herr, und wohl wissend, dass die Schweden den Waffenstillstand achten mussten, verweigerte sie ihnen und trieb weiter. Allein die Schweden nahmen ihm nun die ganze Herde, schlugen ihn überdies und trieben die Schafe nach Öderan hinein, wo sie 50 Stück verkauften. Der geschlagene Schafmeister kam nun mit seinem Anhange nach der Stadt und verlangte seine Schafe zurück. Da er sie nicht erhielt, so brach er wenige Tage darauf des Nachts in Öderan ein und stahl die letzten noch übrig gebliebenen 20 Stück. Er wurde aber noch auf Öderaner Gebiet ertappt und nun als Schafdieb in Öderan gefangen gesetzt. Es war jetzt für ihn wenig Gnade zu hoffen, da der Kurfürst, ergrimmt über die überhand

genommenen Räubereien, befohlen hatte, jeden Diebstahl mit dem

Strange zu bestrafen. Der Prozess wegen des streitigen Hirtenfeldes wurde unterdes fortgeführt, bis gegen 1650 das Endurteil kam, welches lautete, „dass diejenige der streitenden Parteien das fragliche Hirtenfeld bei Öderan auf ewige Zeiten in Besitz haben sollte, welche zuerst ein Galgengericht darauf erbauen und solches auch zugleich mit einem Verbrecher bestätigen würde.“ In einer und derselben Stunde wurde dieser Spruch in Öderan und Börnichen bekannt gemacht. Der Ritter von Schönberg sandte sogleich nach Meißen, einen Verbrecher dort abzuholen, wo solche Räuber und Mörder, die der Krieg erzeugt hatte, zu Dutzenden gefangen saßen und für Geld zu haben waren. Zugleich wurde ein Galgen zusammengezimmert und des Abends der Hof verschlossen, um ersteren am Morgen an Ort und Stelle aufzubauen.

In Öderan dagegen gab es weder Holz noch Zimmermann, ja kaum Axt und Säge. Teurung und Pest hatten die Bewohner bis auf 18 Bürger vermindert, welche an selbigem Tage eben erst aus dem Niederlande mit einigen Säcken Korn zur Aussaat sowie zur Speise heimgekehrt waren, denn die Not war in diesem Jahre noch schrecklich. Man lief ratlos zu einander und beriet, wo ein Galgengerüst herzunehmen sei, um das Feld zu behaupten. Am frühen Morgen des zweiten Tages, als eben der Ritter von Schönberg seinen Galgen nach dem Hirtenfelde abfahren lassen wollte, sah er mit Entsetzen durchs Fenster auf diesem Felde einen Galgen stehen und an demselben schon seinen Schafmeister aufgehenkt, dessen Urteil der Rechtsbeistand der Öderaner, mit Namen Matthesius, zugleich mit aus Dresden besorgt und in die Stadt gesendet hatte. „Seht, seht die Schlimmen von Öderan!“ rief da der Ritter seinen Leuten zu, und befahl den Galgen wieder abzuladen. Daher die Redensart: „Die Schlimmen von Öderan!“ Wie aber waren die Öderaner zu dem Galgen gekommen? Zwölf der Bürger hatten die Galgenfäule auf dem Gahlenzer Berge aus dem alten Hochgericht ausgegraben, herübergetragen, aufgerichtet und den Schafdieb aufgehenkt. Der Ritter von Schönberg aber schloss noch an diesem Tage mit den Öderanern Frieden.


k. „Je, dass dich der Bär herzen!“

(Curiosa Saxon. S. 47. Darnach Gräße, Sagenschatz, Nr. 494.)


Im Jahre 1631 hat eine Jungfer nicht weit von Hundshübel das Vieh von Waldhäusern auf die Weide getrieben, da sie sich dann hingesetzt und nach erzgebirgische Art, um sich die Zeit zu vertreiben, geklöppelt. Ehe sie sich´s nun versieht, kommt ein großer Bär hinter

sie geschlichen, dass sie ganz ungemein erschrickt und nicht weiß, was sie machen soll. Der Bär tut ihr aber nichts, sondern beriecht sie und tatschet sie mit seinen Tatzen ganz sauber an, gleich als wüsste er, was für einen Respekt er dem Frauenzimmer schuldig sei. Da nun der zottige Bär sich ganz höflich gegen sie aufführt und sie herzen zu wollen Anstalt macht, entschließt sich das Mädchen kurz und läuft unter das Vieh. Dieses drängt sich zusammen und geht auf den Bären los, bis das Mädchen schreit und ihre Eltern nebst andern Waldleuten zu Hülfe ruft. Da nimmt der Bär reißaus, das Sprichwort aber ist nachgehends beständig geblieben und von jedermann, um eine Verwunderung auszudrücken, gebraucht worden: Je, dass dich der Bär herze!


I. Vom früheren Wohlleben in den Bergstädten.

Es ist eine gemeine Rede, dass man sagt: Wenn einer vom Himmel in ein gut Ort Landes fallen sollte, möchte er in die meißnischen Bergstädte sich wünschen. (Meltzer a. a. O. S. 866.) Eine Abänderung lautet: Wenn einer vom Himmel fiele, so könne er nicht besser, als auf Marienberg fallen.


m. Redensarten Herzog Georgs.


Herzog Georg pflegte von seinen Städten zu sagen: „Leipzig die beste, Chemnitz die feste, Freiberg die größte und Annaberg die liebste.“ (Richter, Chron. d. St. Chemnitz I. S. 18.) Ebenso rührt von demselben Fürsten der Ausspruch über drei Berge in der Nähe Schneebergs her: „Der Gleßberg ist ein tauber Berg, der Mühlberg ein verschworner Berg, sehet mir auf den Schickenberg!“ (Meltzer a. a. O. S. 922.) Außer dem angeführten Spruche von Freiberg lautet ein anderer: „Meißen wird ertrinken, Freiberg wird versinken, Dresden wird man zusammenkehren mit Besen.“ (Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, 3. Heft, S. 281.)


n. Weshalb man die Gottesgaber scherzweise „die Wölfe“ nennt?


Die Einwohner von Gottesgab werden in der Umgegend nur „die Wölfe“ genannt, weil sie unter sich selbst diesen Titel als zärtliche Anrede gebrauchen. Sie sagen z. B. „Guten Tag, Wolf!“ Häufiger noch werden in der Anrede die Bezeichnungen „Wehrwolf“ oder „Wolfskind gebraucht. (Mündlich aus Wiesenthal.)


Dr. E, Göpfert (Glückauf V. Nr. 8) führt auch das im Gebirge häufig gebrauchte Kose- oder Scheltwort „Werchl“ aus das althochdeutsche warc, d. i. der Wolf, zurück.


o. Anhang. Sprichwörter, sprichwörtliche Redensarten u. Rätsel.


1. Erz führt wieder zu Erz.

2. Kies macht den Bergmann ungewiss.

3. Die vielerlei Herrschaften, das böhmische Bier und die sichtlichen Zwitter verderben den Zinnwald.

4. Das Bergwerk will seine Zeit und Leute haben.

5. Zank ist des Bergwerks Untergang.

6. Wenig Zubuß, viel Ausbeut´,

Machet fröhliche Bergleut´. (Altes schneebergisches Lemma.)

7. Wenn wir spüren Kies, treffen wir Erz gewiss. (Merkels Erdbeschr. von Kursachsen. 1. B. 1804, S. 132,)

8. Wer Ausbeut will genießen, Lass´ sich die Zubuß´ nicht verdrießen. (Daselbst.)

9. Bergwerk will stets ein Freies (Freiheiten) han, Soll es anders von statten gahn. (Daselbst.)

10. Wenn Gott nicht geit, hilft kein Arbeit. (C. Lehmann, Chronik d, fr. Bergstadt Schneeberg. 1. B. 1837, S. 26.)

11. Das Bergwerk will haben Verstand

Und eine getreue Hand. (Daselbst,)

12. Bergwerks Glück und Pracht

Steigt und fällt über Nacht. (Daselbst.)

13. Der erste Finder, der erste Muter.

14. Es war kein Bergwerk ja so gut,

Es führt zuvor ein eisern Hut. Oder:

Das Silber hat einen eisernen Hut. (Dieses alte Sprichwort bezieht sich auf die Wahrnehmung, dass man stellenweise Eisenerze aufarbeiten musste, ehe man an die reichen Silberze kam. S. H. Jacobi in der wissenschaftlichen Beilage zur Leipziger Zeitung 1886, Nr. 2.)

15. Edle schöne Guhren

Führen zu Erzspuren.

16. Kurze Gänge, kurz Erz.

17. Von Schlettau sagt man: „Wenn die Bauern auf dem Felde sind, ist kein Bürger zu Hause.“ Die Einwohner beschäftigen sich nämlich neben Posamenten-, Spitzen- und Bandgewebearbeiten viel mit Landwirtschaft. (Lindner, Wanderungen durch das sächs. Obererzgebirge I. S. 56.)

18. Zschopauer Strümpfe und Kirchberger Tuch,

Wenn man´s heem bringt, so hat´s ä Luch (d. h. Loch.) (Mündl.)

19. Du bist so alt wie Buchholz. (Dies bezieht sich auf die Gründung von Buchholz durch Bergleute aus Geyer und Ehrenfriedersdorf vor 1496, dem Gründungsjahre von Annaberg. (M. v. Süßmilch, Leipzg. Zeilung 1885, Nr. 101.)


20. Es wird in dem Lande Meißen eher an Holz und Kohlen zum Bergwerk und Schmelzen mangeln, als an Erz und Metallen. (Nach des Petrus Albinus Meißnischen Bergchronik (1590), worin bemerkt wird, dass der bekannte Joachimsthaler Pfarrer Matthesius diese Worte von gelehrten und weisen Leuten gehört habe. Als altes bergmännisches Sprichwort auch in Merkels Erdbeschr. von Kursachsen 1. S. 140 angeführt.)

21. Man sagt, in Freiberg seien „Himmel, Hölle und Teufelskapelle“ beisammen, d. h. die Nicolaikirche, die Schankwirtschaft zur Hölle und das Theater, sämtlich am Buttermarkt gelegen. (Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, 3. H. S. 280.)

22. Wenn im Erzgebirge recht bedeutender Schneefall eintritt, so sagt man: „Es schneit Brot!“ Man will damit aussprechen, dass dann die armen Leute durch Schneeausschaufeln auf den fiskalischen und kommunlichen Straßen Verdienst erhalten.

23. Warum werden in Dönschten (ein Dorf bei Altenberg) die Eierkuchen nur auf einer Seite gebacken? Antw.: Weil nur auf einer Seite Häuser stehen. (Fr. Polle, Führer durch das Weißeritztal. 1883. S. 73.


24. Zwischen Gey´r un Thum

Do liegt e gale Blum´,

Un war die gale Blum will hohm,

Dar muss Gey´r un Thum zerschloug.

(Alfr. Müller, Volkslieder aus dem Erzgebirge, S. 189.)


25. Das Rätsel von der Mulde.

Der Joachimsthaler Pfarrer Matthesius, Luthers Freund und Tischgenosse, machte aus dem Worte M V L D folgendes Rätsel:

„Rat´ was ist das? drei Wasser-Strom*)

Die ha´n Ein´ Syllb´, Ein´n deutschen Nam´,

Ein´s theuern Doctors**) Namen zwar, Ein´s frommen Weibes Sterbejahr.***)

Allen in vier Buchstaben steht:

„Gnad dir Gott“ sprech´, wer hiefür geht!“

(Gräße, Sagenschatz ec., No. 308.)


*) Die Zschopau, Freiberger und Zwickauer Mulde.

**) D. M. L. Doctor Martin Luther.

***) M. D. L. V. (1555) starb die Witwe Kurfürsts Moritz.



 
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