087. Der Schamprich zu Rossen. E-Mail

(Jugenderinnerung eines geborenen Nosseners.)


Auf dem Fußwege, der an der Südseite des Schlossberges von der Unterstadt (dem früher sogenannten „Loch“) nach der Oberstadt führt, trieb noch vor fünfzig Jahren ein Spukgeist, der Schamprich, sein Wesen. Er pflegte sich des Nachts den Leuten am Anfange des Weges nach einigen Schritten „aufzuhucken“ und sich den Berg hinauf bis zum Stumpfe einer großen Eiche tragen zu lassen, wobei die Last immer schwerer wurde. Mit dem Neubau der Dresdner Straße, bei der auch der obere Teil des Weges in Wegfall kam, ist er verschwunden. Der Eichenstumpf befand sich gegenüber dem dicken runden Eckturme, in welchem Lips Tullian einige Zeit verwahrt worden sein soll, links am Wege.


In früherer Zeit musste der Stadtnachtwächter am nördlichen Schlossgraben entlang gehen und von der äußersten Bergecke aus, an der sogenannten Dechanei, die Stunde abtuten. Da hat er einmal in einer Winternacht von unsichtbarer Hand eine Ohrfeige bekommen, dass ihm die Pelzmütze den Berg hinabrollte. Er schrieb den Schabernack dem Schamprich zu.



 
< zurück   weiter >