090. Ein Gespenst ängstigt einen Wiesenthaler Fleischer. E-Mail

(Flader, Wiesenthälisches Ehren-Gedächtnis, 1719, S. 97.)


Anno 1655 ging ein Fleischhauer aus Wiesenthal sehr frühe bei Mondenschein und wollte nach Elterlein. Als er aber eine halbe Meile

zurückgeleget und auf einen Platz kommt, tritt ihm ein grausames Gespenst mit feuriger Zunge und Augen entgegen, in Gestalt eines verrufen gewesenen Gebirgers, der manchem auf dem böhmischen Wald das Licht ausgelöscht. Dies Gespenst verlegt ihm den Weg mit seiner Kette um den Leib, daran eitel Totenköpfe hingen. Der Fleischhauer erschrickt, betet und kehrt eilends zurück nach Haus. Das Ungetüm aber begleitet ihn bis in seine Stube, stellet sich daselbst vor ihn und sieht ihn an, bis die Wirtin aufgestanden ist und ein Licht angezündet hat. Da ist das Gespenst wieder verschwunden.



 
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