185. Warum die Holzweibel nicht mehr im Erzgebirge leben. E-Mail

(Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren. 1. B., S. 14.)


Der Holzweibchen sind vormals viele in den erzgebirgischen Wäldern gewesen, sie können aber jetzt nicht mehr daselbst leben, seit das Brot im Backofen gezählt wird. Früher wurde es nicht gezählt und da konnten sich die Holzweibel unbemerkt davon holen.


Mehr noch wie die eigentlichen Zwerge machen die Holzweibchen den Eindruck von Angehörigen eines unterdrückten und nur geduldeten Volksstammes. Bemerkenswert ist dabei, dass sie niemals wie die Berge bewohnenden Zwerge als Volk. sondern nur vereinzelt auftraten. Die Eigentümlichkeit ist ihnen nicht bloß bei uns, sondern auch in den Sagen der Lausitz und des Vogtlandes beigelegt. Eine Lausitzer Sage ermöglicht die Deutung, in den Holzweibchen versprengte Slawen zu sehen. In dem Dorfe Königshain wird nämlich einem solchen Weibchen, welches sich den Winter über bei einem Bauer aufgehalten hatte, von einem anderen, das vorüber

geht, „Deuto, Deuto!“ zugerufen. Es könnte dies ein Warn- oder Fluchtruf sein und soviel wie „Deutsche kommen!“ bedeuten. (Haupt, Sagenbuch d. Lausitz I. No. 37.) Unsere Sage deutet an, dass die Holzweibchen sich heimlich das Brot holten, denn als man es zählte, konnten sie nicht mehr in der Gegend unbemerkt leben und zogen deshalb fort.

Doch weisen wieder andere Züge, welche die Sagen von den Holzweibchen anführen, auf mythische Wesen hin, wie sich denn überhaupt die Vorstellungen von unterdrückten Volksstämmen und diejenigen ihrer Gottheiten im Laufe der Zeit mit einander vermengten.



 
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