220. Ein Stückchen vom Pumphut. E-Mail

(Jugenderinnerung eines gebornen Nosseners.


In der Beiermühle bei Siebenlehn sprach einmal der gespenstige Mühlknappe an, der seines eigentümlich geformten Hütchens wegen „Pumphut“ genannt wurde. Die Leute waren eben beschäftigt, ein neues Wasserrad einzusetzen, sahen den Fremden gar nicht an und fertigten ihn kurz ab. Kaum war Pumphut weiter gegangen, so fand sich, dass die Zapfen am Rade zu kurz waren. Die Zeugarbeiter, die ihr Werk so sorgfältig wie immer ausgeführt hatten, zerbrachen sich den Kopf, bis einer auf den Gedanken kam, der Fremde möge wohl Pumphut gewesen sein und ihnen einen Schabernack angetan haben. Sofort eilten sie ihm nach und bald sahen sie ihn gemächlich an der Mulde weiter wandeln, aber so sehr sie auch rannten, sie konnten ihn nicht einholen, auch horte er lange nicht auf ihr Rufen. Endlich blieb er stehen, erwartete sie und kehrte nach vielen Bitten mit um

nach der Mühle. Dort klopfte er mit seinem Hütchen rechts und links an das Rad und nun passte alles vortrefflich. Da ihm nun alle Ehre erwiesen ward, bannte er noch die Sperlinge, die dem Müller immer viel Schaden getan hatten. Seitdem soll sich kein Sperling mehr dort wohlbefinden.


In Gräßes Sagenschatz. von Sachsen (No. 672) ist eine im wesentlichen mit der unsrigen übereinstimmende Sage vom Pumphut mit der Burkhardtsmühle im Vogtlande verknüpft, eine andere Sage, die Gräves Laus. Sagen entlehnt ist und auch von Karl Haupt mitgeteilt wird, verlegt die Begebenheit nach Volkersdorf (Sagenschatz No. 841.) Ebenso teilt Veckenstedt in seinen Wendischen Sagen und Märchen S. 86 ec. drei Überlieserungen mit, nach denen Pumphut Mühlwellen verkürzte. Mehr noch als durch seine übernatürlichen Künste, wie das Fahren in papiernen Kähnen über Flüsse, z. B. die Mulde, das Zerschneiden eines Mühlsteins in Bautzen, das Ausfangen von Kugeln in feinem Hute u. a. m., erscheint uns Pumphut durch sein Ende und eine Begebenheit in seiner ersten Kindheit als ein dämonisches Wesen. Da er noch als Kind in der Wiege lag, verschwand er plötzlich und an seiner Stelle fand sich eine Schlange, wie ihn nun seine Eltern vergeblich überall gesucht hatten und wieder in die Wiege blickten, lag er aus einmal frisch und gesund in derselben. Hier tritt die dämonische Schlange an die Stelle des ebenfalls dämonischen Wechselbalgs. Pumphut wurde endlich nach seinem Wanderleben, auf dem er hauptsächlich Mühlen aufsuchte, von einer Schlange, welcher ein Kopf nach dem andern aus dem Halse wuchs, bis es an die Hundert waren, lebendig verzehrt.

Eine wendische Sage bezeichnet ihn als großen Nix, der aber nicht gern im Wasser lebte. (Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz. No. 220 und Veckenstedt, Wendische Sagen und Märchen, S. 86 ec.)



 
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