312. Die Johanneskapelle zu Joachimsthal. E-Mail

(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke, S. 39.)


Auf einer felsigen Anhöhe an der Ostseite von Joachimsthal erhebt sich die weithin sichtbare Johanneskapelle, die mit einem Wohngebäude in unmittelbarer Verbindung steht. Über die Entstehung dieses Kirchleins erzählt die Sage folgendes:

Als der Bau der Hospitalkirche zu Joachimsthal in Angriff genommen wurde, wohnte im sogenannten „Seidl-Koch-Haus,“ dessen Ruinen seit dem gewaltigen Brande vom 31. März 1873 noch heute zu sehen sind, der Bergbeamte Vogelhaupt, welcher neben seinem Berufsamte die Geschäfte eines Spitalrechnungsführers versah. – Da geschah es, dass beim Grundgraben dieser Kirche ein Maurer eine eiserne Kiste fand, die sehr schwer war. Deshalb schaffte sie Vogelhaupt mittels eines Pferdegespanns auf heimliche Weise zu seiner Wohnung. Dabei zersprengte sich wegen der allzu großen Last eines der Pferde. In der Kiste lag ein Schatz nebst einer Urkunde, in welcher es hieß, dass derjenige, der die Kiste finde, von dem darin enthaltenen Gelde möge ein Kloster errichten lassen. Vogelhaupt eignete sich wohl die gefundenen Schätze an, erfüllte jedoch nicht die daran geknüpfte Bedingung. Erst seine Nachkommenschaft, die von dem reichen Funde genaue Kenntnis hatte, suchte ihr geängstigtes Gewissen durch den Bau einer Kapelle einigermaßen zu beruhigen. Und so errichtete denn Johann

Jakob Vogelhaupt mit seiner Gattin Maria Sophie, geb. Makasy, im Jahre 1734 die Johanneskapelle. Selbige gelangte, da Maria Barbara, die Tochter des genannten Ehepaares, sich mit Franz Ludwig Pallas vermählte, in den Besitz der Pallasfamilie. Der spätere Besitzer Franz Pallas, Domdechant in Prag, vererbte die Kapelle am 4. Juni 1823 seiner Schwester Barbara, verehelichten Walz, mit der Bedingung, dass an die Kapelle ein Haus mittels Legates von 15000 fl. Wiener Währung angebaut und dieselbe für immerwährende Zeiten als Hauskapelle erhalten werde. Diese letztwillige Verfügung des Domdechanten Pallas ist in den Jahren 1838 und 1839 erfüllt worden.

Gegenwärtig gehört die Johanneskapelle dem Bürger Hilarius Seidl, der sie am 30. November 1867 käuflich an sich brachte.



 
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