336. Die goldene Kette vom weißen Fels im Hartensteiner Walde. |
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(Mündlich.) An dem auf der Höhe des rechten Muldenufers mitten im Walde zwischen Schloss Stein und Niederschlema sich erhebenden weißen Fels soll eine goldene Kette liegen, welche in gewissen Nächten aus der Tiefe steigt und sichtbar wird. Einst träumte einem Manne in Lößnitz, dass er an dem weißen Fels sein Glück machen werde, er solle nur in einer gewissen Nacht um die Mitternachtsstunde dorthin gehen. Der Mann tat es, und da sahe er an dem genannten Felsen eine goldene Kette liegen, so groß wie eine Hemmkette. Beherzt ergriff er dieselbe, da sie aber zu schwer war, so fasste er sie am ersten Gliede und schleppte sie hinter sich fort. Auf dem Nachhausewege aber sah er neben sich allerlei Spuk und er hörte auch dicht hinter sich einen gräulichen Lärm. Doch ließ er sich dadurch nicht stören, sah sich auch nicht um, sondern er zog die Kette mit sich fort bis vor seine Wohnung. Da er aber die Haustüre öffnen wollte, wurde der Lärm noch größer und es klang, als ob alle bösen höllischen Geister dicht an seinen Fersen wären. Jetzt konnte er es nicht mehr verwinden, ohne einen Blick rückwärts in sein Haus zu treten, da er sich nun für geborgen hielt. Er sah sich um, plötzlich aber wurde alles still und die goldene Kette war verschwunden. Nur das erste Glied. hielt er in seiner Hand. Es war jedoch genug, ihn zum vermögenden Manne zu machen.
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