349. Die Goldstampe am Borlasbache. E-Mail

(Ludwig Lamer im Glückauf 1882, S. 105.)


Wenn man vom Weißeritzwehre an der großen Rabenauer Mühle den Fluss aufwärts geht, gelangt man bald an ein munteres Bächlein, das von Borlas herabkommt und sich in die Weißeritz ergießt, und abermals wenige Schritte flussaufwärts steht ein großer Felskegel künstlich abgetrennt von seinem Mutterfelsen, um der Eisenbahn einen Durchgang zu schaffen.

An der Spitze des Kegels kann man bei aufmerksamer Beobachtung den Rest einer Aushöhlung erkennen, die nicht das Werk der Natur, sondern fleißiger Hände ist.

Vor viel hundert Jahren kamen in Zwischenräumen, wenn die Goldkörner in der nahen Weißeritz reif geworden, Wahlen aus dem fernen Welschlande, deren Zunge man nicht verstand und die sich nur notdürftig verständlich machen konnten, und schafften den Sand aus dem am Fuße des Felsens befindlichen Weißeritzheger hinauf auf diesen Felsen und stampften ihn in diesem Loche mit Wasser, bis die Goldkörner sich vom Sande sonderten und von ihnen ausgelesen werden konnten.

So hatte sich nach und nach ein Loch gestampft, in dem ein Mann wohl bis an den Gürtel stehen konnte, und noch jetzt zeugen die einzigen zwei Seitenwände, die von der Goldstampe übrig geblieben sind, von der rührigen Arbeit der Wahlen.

Und auch jetzt noch führt die Weißeritz Goldkörner an dieser Stelle, sie sehen aber dem Sande gleich aus, denn sie sind noch nicht reif.



 
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