436. Körnerregen. E-Mail

(Lehmann, Chronik der Stadt Chemnitz, 1843, S. 297. Moller, Theatrum Freibergense, 1653, S. 313.)


Am 7. und 9. Juli 1770 regnete es eine Art Korn, welches dem natürlichen Korn zum Teil sehr ähnlich aussah, zum Teil waren es runde Körner wie Wicken. Man fand es auf den Bleichen bei Chemnitz und meinte nun, es müsse vom Himmel gefallen sein. Das Volk deutete es auf Pestilenz und Teurung. Als man es steckte, ging es nicht auf, man hat es getrocknet und gemahlen und es gab etwas Mehl.

Auch am 17. Juni 1572 hat es bei Freiberg gut natürlich Korn geregnet, wie auch am 2. Juli desselben Jahres zu Frankenberg. Die Leute haben es aufgerafft, gemahlen und schön Brot daraus gebacken.

Sonst soll dergleichen geregnetes Korn mehren teils taub und unnütz, bisweilen auch schädlich gewesen, und das Vieh, so davon gefressen, gestorben sein.


Dieser Körnerregen bestand jedenfalls aus den kleinen Knollenknospen des gemeinen Feigwarzenkrautes (Ficaria ranunculoides), welche in den Blattachseln genannter Pflanze sitzen und später abfallen, um im nächsten Jahre zu keimen. Bei heftigen Regengüssen wurden dieselben losgerissen und zusammengeschwemmt, so dass sie dann bei massenhaftem Vorkommen die Aufmerksamkeit des Volkes und den Glauben erregten, sie seien mit dem Regen zugleich vom Himmel gefallen.



 
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