067. Die Entbindung im Grabe zu Olbernhau. E-Mail

(Nach Iccander, sächs. Kernchronik, bei Gräße, Sagenschatz des K. S., No. 453.)


In Olbernhau starb im Jahre 1719 eine hochschwangere Frau und ward gewöhnlicher Weise begraben. Da kommt einige Tage darauf ein Student auf den Kirchhof und liest dort die Inschriften der Grabsteine. Plötzlich sieht er auf einem Grabe eine weinende Frauensperson stehen, die auf sein Befragen, warum sie das tue, antwortet: „Ach, dass Gott erbarm, ein Kind und keine Windeln!“ Da hat der Student aus Mitleid sein Halstuch abgebunden und es ihr zugeworfen, worauf sie sogleich verschwunden war. Nun hat den Studenten eine große Angst befallen, es möge diese Person kein lebendes Wesen, sondern ein Gespenst gewesen sein, er ist also sogleich zum Ortsgeistlichen und ins Amt gegangen und hat die Sache angezeigt, worauf die Obrigkeit jenes Grab öffnen ließ und man fand, dass jene Frau im Grabe ein Kind geboren hatte, welches tot zu ihren Füßen in das Halstuch des Studenten, welches dieser, durch seinen darin gestickten Namen als sein rekognosziert hat, eingewickelt lag.



 
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