256. Pestzauberei. E-Mail

(Lehmann, Histor. Schauplatz ec., S. 987.)


Im Jahre 1680 wurde zu Geyer der Totengräber wegen Zauberei auf dem Gottesacker gefänglich eingezogen. Denn man hatte ihn auf den Markt gehen und aus einer Schachtel etwas ausstreuen sehen. Als darauf allerhand Beweismittel gesucht wurden, ihn seiner Bosheit zu überführen, so fand man unter anderen, dass er sein eigen Weib wieder ausgegraben, ihr Augen, Nase und Zunge ausgeschnitten und zu Pulver gebrannt und dieses Pulver auf die Gasse gestreuet hatte. Er erhielt dafür den Staupenschlag und wurde des Landes verwiesen.

Im Jahre 1614 hatte ein Totengräber zu Wolkenstein einer Pestleiche den Kopf im Grabe abgestoßen, diesen in seiner Stube an einer Schnur in des Teufels Namen aufgehängt, darein Hefen, Bier und Blut von Verstorbenen, sowie Milch aus der Pestleichen Brüsten gegossen und darnach eingeheizt. So viel Tropfen nun aus dem schwitzenden Hirnschädel gefallen, soviel Pestleichen hat er denselben Tag gehabt. Dieser Pestzauberer hatte auch zweierlei Pulver, ein gutes wider die Pest, und ein ansteckendes, so er aus einer Pestdrüse gemacht. Wegen solcher schrecklichen Untaten ist er verbrannt worden.

Im Jahre 1623 hauste die Pest in Gottesgab, welches Städtchen halb ausstarb. Der Totengräber kam in den Verdacht, dass er diese Seuche mit bösen Mitteln verursacht habe. Hans Leonhardt, ein verwegener Mühlknecht, welcher kürzlich erst aus dem Kriege gekommen war, wagte sich hinein in des Totengräbers Häuslein und fand einen Totenkopf über dem Ofen hängen, darüber er sich erboste, und er hieb den Totengräber samt dem Weibe krumm und lahm, holte Feuer und brannte das Spital gar weg, daraus zwar die tödlich Gehauenen gekrochen, aber dennoch an ihren Wunden gestorben sind.

Im Jahre 1633 hatte eine gewisse Pittelia samt ihrer Tochter zu Abertham die Pest durch Zaubermittel vermehren helfen. Bei der Marter bekannte sie, dass sie eine Bürste neben einer Leiche ins Grab geworfen habe, man müsse dieselbe wieder herausnehmen, wo nicht, müsse ganz Abertham aussterben, da schon 26 Personen gestorben waren. Es hat sich mit der Bürste auch also befunden, und wurde diese Pestzauberin am 18. November genannten Jahres in Joachimsthal an einem Pfahle mit dem Strange erwürgt, ihre Tochter von 13 Jahren enthauptet, beide Körper verbrannt, der Sohn aber des Landes verwiesen.



 
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