342. Die Wunderblume auf dem Schlettenberge bei Marienberg. E-Mail

(Moritz Spieß, Aberglauben ec. des sächs. Obererzgebirges. Programmarbeit, 1862, S. 40. Mündlich.)


Auf dem Schlettenberge bei Marienberg lassen sich zu gewissen

Zeiten ein paar kleine Lichter sehen. In dem Berge steckt nämlich ein goldenes Kind und aller 50 Jahre am Johannistage mittags 12 Uhr wächst auf dem Berge eine schöne Blume. Wer dieselbe nun pflückt, der kann in den Berg hineingehen. Da sieht er dann den goldenen Jungen in einer goldenen Pfanne liegen, beide werden von einem großen Pudel bewacht. Wer aber die Blume hat, darf sie nur dem Pudel hinzeigen, dann kann er die Pfanne mit dem goldenen Jungen nehmen. Jedoch muss er darauf schnell fortlaufen, ist er über den Hammergraben gekommen, so kann ihm der Hund nichts mehr tun. Wenn ihn jedoch der Hund einholt, ehe er über den Graben gekommen ist, muss er die Pfanne mit dem Kinde wieder hergeben und der Hund trägt beides wieder in den Berg.


Der Hund ist der Wächter der Unterwelt. Aber worauf ist das goldene Kind zurückzuführen? Deutet es auf eine der goldstrahlenden heidnischen Gottheiten hin? Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch, I., S. 4) bemerkt, dass nach den ältesten Vorstellungen nicht nur der Himmel, sondern auch die Götter selbst und ihre Lieblingstiere golden waren. Die Pfanne ist wie der in andern Sagen auftretende Braukessel möglicherweise eine Hindeutung aus ein Opfergerät.

Eine Anzahl von Beispielen, nach denen der Schatz eine bestimmte Gestalt, besonders von Tieren, angenommen hat, führt Grohmann (Aberglauben und Gebräuche in Böhmen und Mähren, S. 214) an. Hierhin gehört z.B. auch die Sage von einer goldenen Ente mit goldenen Eiern, welche im Klosterhose zu Sittichenbach liegen soll. (Gräßler, Sagen von Mansfeld, No. 46.)



 
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