490. Wie die Herren von Römer zu Zwickau zu ihrem Wappen gekommen sind. E-Mail

(Gräße, Sagenschatz des K. Sachsen, Nr. 612.)


Ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Eseltreiber zu Zwickau in der Mühle gewesen, dem hat einer Kuxwerk geschenkt, das erstlich nicht viel getragen, also dass er es auch fahren lassen wollte, weil er kein Vermögen hatte, es zu erhalten. Da nun die Bergleute Zubuße haben wollten, haben sie ihn getröstet und gesagt: Gott der Herr werde in Bälde einen großen Schatz auftun, was auch kurz darauf geschehen ist, also dass der Eseltreiber nicht allein bei diesem Kux geblieben, sondern auch viele andere dazu gekauft, wodurch er mächtig reich geworden, dass die Silberkuchen in seinem Hause wie Stücken Blei nebeneinander gelegen und täglich auf Schleifen die Straße auf Zwickau geführt wurden, davon dieselbige Straße bis auf den heutigen Tag die Silberstraße genannt wird. Nun ist aber zu wissen, dass zu Zwickau zu jener Zeit eine Münze gestanden hat und täglich gemünzt worden ist. Weil aber das Silber damals zu viel gewesen, hat dieser Römer, so ein kleines Männlein gewesen, zu sich gesagt: Wohl ist ein reicher Mann auch wohl ein armer Mann, weil ich mein Silber nicht einmal gemünzt haben kann! Darum ist er bei sich darüber zu Rat gegangen und hat drei Lastwagen mit Silberkuchen beladen und beschlossen, dieselben nach Nürnberg zu führen, wo ein sehr reicher Rat sein sollte. Als er nun nicht weit von dieser Stadt, find ihm etliche Kaufleute begegnet, welche er gar einfältig gefragt, ob sich der Markt auch wohl anlasse. Aber diese haben ihn verlacht und gesagt: Dieser alte Narr kömmt zu Markte, da derselbe schon aus ist, er wird den Weg wieder nach Hause zurückmachen

müssen. Er hat das nicht groß gerechnet, sondern hat sein Vorhaben dem Kämmerer angezeigt und gefragt, ob wohl ein ehrenweiser und wohlweiser Rat ein Stück Geld für ein Stücklein Silbers, so einen Zentner schwer, geben wolle. Da haben sie gesagt: Ja wohl, wenn nur das Silber vorhanden und zwar des recht viel wäre. Darauf hat er gesagt, er habe ein solches Stücklein, wenn sie es sehen wollten. Da antworteten sie, er solle sie zufrieden lassen, wo er es denn hernehmen wolle? Doch endlich auf sein Anhalten ist einer von ihnen mit ihm gegangen, dem hat er ein Stücklein Silber gewiesen und nach der Probierung, als jener gesehen, dass es gediegen Silber gewesen, hat er ihm noch ein Stücklein gezeigt und gesagt, so ihm Geld dafür zugewogen werde, wolle er es allda lassen. Da hat der Kämmerer gesagt:

Ja Herr, wenn es mehr wäre, so könnte es ein Rat der Stadt Nürnberg wohl tun! Darauf hat er ihm die drei Wagen mit Silber beladen gezeigt und gesagt, er habe dessen noch mehr. Darüber ist der Kämmerer sehr erschrocken und hat nicht gewusst, wie er mit ihm daran sei, hat aber gesagt, er wolle es den Herrn anzeigen. Nach diesem ist ihm für so viele Zentner Silbers, als er gehabt, ebensoviel gemünztes Geld zugewogen, er von ihnen zu Gaste geladen und herrlich traktiert und für einen gnädigen Herrn tituliert und geehrt worden. Als er nun seine Ware losgeworden, ist er wiederum mit seinen drei Wagen mit Geld beladen nach Zwickau gekommen. Darauf hat aber Herzog Albrecht von Sachsen zu ihm geschickt, ob er ihm auf seiner weiten Reise zum heiligen Grabe mit etlichen tausend Gulden dienen könne, worauf er denn zurück gemeldet hat, dafern es seiner fürstlichen Gnade gefällig, so wolle er selbst mit, welches denn auch geschehen, und hat dieser Römer seinen Fürsten mit 150 Pferden bis zum heiligen Grabe und dann wieder anheim freigehalten und endlich quittiert, welche Reise ohne Zweifel eine stattliche Summe Geldes wird gekostet haben. Darum ist er beim heiligen Grabe zum Ritter geschlagen und er und die Seinen edel gemacht worden. Zum Zeugnis führen die Römer, so in Zwickau wohnen, eine Eselspeitsche (nach anderen einen Pilgerstab) im Wappen. Auch hat dieser Römer ein gewaltiges Haus am Markte eine Gasse lang nach der Mulde zu, und das Kaufhaus am Markte nebst dem Kornhause am Schlosse gebaut, das Kaufhaus dem Rate und das Kornhaus dem Fürsten geschenkt, auch dem Rate noch viele andere Güter geschenkt und sonst noch etliche tausend Gulden dazu geliehen, also dass sie nur Söhnen seines Geschlechts, so diese in die Schule gehen und studieren würden, von den Zinsen erhalten sollten, damit es ihren Eltern nichts koste, sie möchten studieren, wo sie wollten.



 
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