561. Name und Ursprung der Stadt Weipert. E-Mail

(Geschichte der Stadt Weipert von C. Schmidl und Joseph Pohl, Chemnitz, 1874, S. 10 und 17.)



Die Stadt Weipert wurde früher auch Weiberg oder Weinberg genannt. Dieser Name schreibt sich daher: Als die Bergbaulustigen die reichen Silberanbrüche der „Milde- Hand -Gotteszeche“ auffanden, riefen sie freudig aus: „Das ist ein fruchtbringender Weinberg!“ Davon ist dann der Ort genannt worden.

Der Ursprung von Weipert ist jedenfalls unmittelbar an der heutigen Grenzbrücke und wahrscheinlich an der Stelle zu suchen, wo jetzt die Fabrik des Julius Schmidt steht. Hier am Bache ist die tiefste Taleinsenkung, welche der uralte Pass von Preßnitz nach Schlettau zu überwinden hatte, und hier hatte der Frachtfuhrmann, mochte er kommen, von welcher Seite er wollte, einen steilen Berg vor sich, so dass er seinen Tieren Ruhe gönnen musste. Es entstand daher an dieser Stelle die erste Niederlassung, die eine Herberge war. Die Sage erzählt, dass dieses Wirtshaus später eine Räuberhöhle war, in welcher Reisende durch eine Falltüre in einen Keller stürzten und dort ermordet und begraben wurden, bis es endlich durch eine Dienstmagd, die einen jungen Mann warnte, verraten wurde, worauf Soldaten aus Kaaden das Haus umringten und samt den Bewohnern niederbrannten. Man hat auch unter späteren Besitzern des Hauses, das jedenfalls bald wieder aufgebaut wurde, bei Umbauten Totengebeine im Keller gefunden.

Als dann im 12. Jahrhunderte mit dem in der Gegend aufblühenden Eisensteinbergbau auch die ersten Eisenschmelzen in Sorgenthal und bei Pleil entstanden, bildete sich oberhalb des Passes dort, wo jetzt der Gasthof zur Stadt Leipzig steht, eine zweite Ansiedelung. Ein unternehmender Mann mit Namen Weyperth, von dem Erzreichtum der Gegend angelockt und mit der Erz- und Eisengewinnung vertraut, erbaute hier das erste Haus und ein Hammerwerk, dem seine Angehörigen und Arbeitsleute den Namen ihres Werkherrn gaben.


Wir haben nach obiger Überlieferung zwei sagenhafte Deutungen des Namens Weipert. Die erste widerspricht insofern der Geschichte, als schon im Jahre 1533 der Name Weiberg (Weinberg), demnach in einer Zeit, zu welcher der Silberbergbau in der Gegend noch nicht begonnen hatte, in den Gerichtsbüchern des Ortes vorkommt. Vielleicht wurde auch der Name eines Bergwerks, das man dem heiligen Wigbert geweiht hatte, aus den entstehenden Ort übertragen.

Von Interesse ist es, dass die Sagen von der Entstehung Weiperts und Sorgenthals des uralten Passes gedenken, welcher über den Höhenzug zwischen Preßnitz

und Pleil, das sogenannte Kremsiger und Bremsiger Gebirge, nach Pleil und Sorgenthal und weiter über das Pleilwasser und Kreuziger Gebirge zwischen Weipert und Pleil nach dem weißen Hirsch führte. Derselbe ging beim Blechhammer über den Pöhlbach und sodann über Kuhberg, Sehma, Schlettau, Elterlein und Zwönitz nach Leipzig und Halle, von woher die Böhmen schon in den ältesten Zeiten ihr Salz bezogen. Eine alte Straße, auf welcher Fuhrleute Salz nach Böhmen holten, führte auch über die Gegend, wo jetzt Freiberg steht, und solche Fuhrleute waren es nach der Sage auch, welche in einem Wagengleise daselbst die ersten Silbererze fanden und so die Gründung Freibergs veranlassten.

Der alte Weiperter Pass hat noch deutliche Spuren von Weipert bis zum Blechhammer und in Kuhberg hinterlassen, wo tiefe Hohlwege, zum Teil selbst in festem Gestein vorhanden sind.

Christian Lehmann leitet im Hist. Schauplatz (S. 42) den Namen des Ortes Kuhberg von einem tschechischen Worte küweribi welches er mit „ausspannen“ verdeutscht, ab. Wenn dies richtig ist, so würde dieser Name zur Bestätigung von einer uralten Herberge am Pöhl- oder Grenzbache dienen.

Erwähnt mag hierbei werden, dass der zwischen Weipert und Kuhberg gelegene sächsische Grenzort Bärenstein früher „Kuhzahl“, d. h. Kuhschwanz geheißen haben soll. Seinen jetzigen Namen führt er nach dem Archiv für sächs. Geschichte (12. B., S. 95) erst seit dem Jahre 1526 nach dem basaltischen Bärensteine, an dessen Fuße er liegt.



 
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