682. Die Glocke von Jahnsgrün. E-Mail

(Mitgeteilt vom Sem. Andrä aus Schneeberg.)


Da, wo jetzt von Wald umgeben der kleine Weiler Jahnsgrün bei Bärenwalde liegt, soll ein größeres Dorf mit demselben Namen gelegen haben. Dasselbe ist einst, man weiß nicht mehr auf welche Weise, untergegangen und es ist von ihm nichts weiter aufgefunden worden, als eine Glocke, welche eine wilde Sau aus dem moorigen Boden wühlte. Diese Glocke soll noch jetzt auf dem Kirchturme zu Bärenwalde hängen. Man hat über die Begebenheit folgendes Volkslied:

„Gahnsgri is uner goange,

Gahnsgri is verschwunden

Ä wilde Sau hot ä Glock´ ausgegrob´n,

Ä Bettelma hot´s gefunden“.


Auch Sachsens Kirchengalerie (8. B., S. 58.) erzählt, dass man aus manchen Spuren, z. B. ausgefundenen alten Schlüsseln, schließen will, dass die Gegend von

Jahnsgrün vor der Zeit des Hussitenkriegs stark bevölkert gewesen sei. Hier ist besonders bemerkenswert, dass die Sage noch von zahlreichen anderen Glocken erzählt, welche durch Schweine ausgewühlt wurden. Dahin gehören die große Glocke zu Marienei und die Kirchenglocke zu Treuen, welche letztere ebenfalls brummt: „En wille Sau ausgegrob´n, en Bettelmann gefunne“. (Köhler, Volksbrauch im Vogtlande, S. 605.) Ferner mögen die Lobesdorfer Glocke, in der viel Silber war, so dass sie sich durch ihren schönen Klang auszeichnete (Größler, Sagen der Grafschaft Mansfeld, No. 36.), die Glocken von See und Spree in der Lausitz (Haupt, a. a. O., S. 403.), zu Blankensee, welche summt: „Sau fand jenen Sand“, und zu Görzdorf mit dem unmelodischen Tone: „Sony woillt us“ (d. i. Sau wühlt aus), genannt sein.

Nork (Sitten u. Gebräuche ec., S. 372.) versucht einen mythischen Zusammenhang zu finden, indem er meint, die Glocke, welche zuweilen aus Teichen und Seen aufsteigt, sei wie die Nebelkappe auf dem Wasser (Odins Hut) ein Symbol für Stürme, ihr Tönen sei der heranbrausende Sturm. Er bringt damit die Benennung „Sauzagel“ für Wirbelwind in Verbindung. Die Sau aber ist Finderin der im Dunkeln verborgenen Gegenstände, sonst ein der Finsternis geweihtes und darum als Juelschwein dem Lichtgott geopfertes Tier. (Haupt, a. a. O., No. 283 a.) Ein goldenborstiger Eber, auf welchem Freir und Freia ritten, erhellte die Nacht taghell



 
< zurück   weiter >