721. Das verschwundene Bergwerk im Theesenwalde. E-Mail

(v. Trebra, Erklärung der Bergwerks-Charte von dem wichtigsten Theil der Gebürge im Bergamtsrevier Marienberg. Annaberg, 1770, S. 69. Darnach bei Gräße, Sagen des K. S. 2. Aufl., No. 584.)


Im Jahre 1728 hatten sogenannte Rutengänger Risse zu Erzgängen in dem Theesenwälder Gebirge, das zwischen Zöblitz und Olbernhau liegt, angegeben und man hatte einige Hundert Gulden aufgewendet, diese Züge zu noch mehrerer Gewissheit erschürfen zu lassen , man fing Röschen (d. i. durch die Gebirge gebrochene Wasserläufte ) an, man trieb einen Stollen nach den erschürften Gängen und suchte sogar Gewerken, welche diese Arbeit fortsetzen sollten, allein noch fand sich niemand, der bloß auf diese Anzeichen der Rute hin sich damit einlassen wollte. Nun war aber ein Hufschmied zu Neudörfel, zwischen Ansprung und Olbernhau, dem man schon längst schuld gegeben hatte, dass er gegossene Arbeit von einem Metall verfertige, welches dem Silber gleich komme. Er leugnete dies aber und wollte niemals zugestehen, dass er das Metall kenne, welches in seiner Fabrik verfertigt werde. Da führte der Zufall im Jahre 1735 den Richter von Ansprung gerade zu der Zeit in das Haus des Hufschmieds, wo er mit Schmelzen beschäftigt war. Er wurde gefragt, was er schmelze, und gestand, dass er Stücken von dem im Theesenwalde am Wege stehenden Felsen abgeschlagen und in den Tiegel geworfen habe, um zu

sehen, was daraus werden würde. Dies wollte aber der Richter gerade wissen. Der Künstler musste sich also entschließen mitzugehen, um den Felsen zu zeigen. Augenblicklich wurde von diesem Wundersteine etwas abgeschlagen, vor die Schmiedeesse in das Feuer gebracht und zu einem Produkt geschmolzen, das wie Speise (Gemenge von Metallen und Halbmetallen) aussah. In der Probe, die auf der Saigerhütte gemacht wurde, hielt dieses Produkt 128 Lot Silber und 60 Pf. Garkupfer. Ein Pfund von dem abgeschlagenen Felsen hatte dergleichen Speise ein Lot gegeben. Tages darauf mutete der Richter unverzüglich und zwar gleich geviert Feld, in wenig Tagen wurde auf 20 Mutungen beim Bergamt eingelegt, in vier Wochen stieg die Zahl auf 80, und gegen 60 Lehnträger suchten ihr Glück und fast alle auf geviert Feld. Wenn man die Rute nach Kupfer und Silber schlagen ließ, war sie merkwürdiger Weise fast gar nicht in die Höhe zu bringen, man mochte auf dem Gebirge damit hingehen, wohin man wollte, was war also sicherer, als dass das ganze Gebirge Silber und Kupfer sein musste? Alles lief nun nach dem Theesenwalde und es wimmelte von Leuten, die Erze in Haufen zusammenbrachten. Da machte man Proben im Kleinen, einige gaben gar keinen Gehalt, andere nur wenige Spuren von Kupfer. Man sah also ein, dass nicht das ganze Gebirge Erz war, sondern nur gewisse graue und braune Nester in demselben sich befanden, die freilich nicht ganz ohne Silbergehalt waren. Die schon halb betrogenen Eigenlöhner und Gewerken verlangten nun ein Probeschmelzen im großen und es fand sich ein Schmelzer aus Beyerfeld, in dessen Geschicklichkeit die Gewerken ihre Hoffnung setzten. Die von Freiberg abgeschickten Hüttenleute mussten zurücktreten und den Fremden alles nach seinem Kopfe einrichten lassen. Aber die erste Probe ging schlecht, die gestrengen Bergarten konnten nicht zum Fluss gebracht werden, und durch andere Einrichtung des Ofens und Gebläses und Zusetzung anderer Kiese von Katharina -Fundgrube zu Raschau und von Geyer brachten die Freiberger Hüttenleute das Gemenge zwar in Fluss, doch fiel nicht mehr Rohstein davon und dieser auch nicht reicher, als geschehen sein würde, wenn auch ohne Zusatz von den Theesenwälder Gebirgsarten die Kathariner und Geyerischen Kiese für sich allein geschmelzet worden wären. Dabei war auf einige Zeit das Geschrei vom Theesenwalde zu Ende, bis im Jahre 1752 sich noch ein Maler aus Bilin einfand, der mit verdoppelter Geschicklichkeit im Schmelzen diese Theesenwälder Gebirgsarten dennoch mit Vorteil zu Gute machen wollte. Er verlangte die Erlaubnis zum Anlegen eines Ofens, man erlaubte es ihm auch, aber alles ohne Erfolg.

So blieb es unentschieden, ob der Hufschmied durch sein Geständnis nur aus boshafter Absicht die ganze Umgegend geäfft hatte, was kaum glaublich war, oder aber, um das Geheimnis seiner Nahrung zu bewahren, dieses Erzgeschrei veranlasst hatte, oder endlich, ob die geheimnisvolle Macht der Berggeister edles Gestein in unedles verwandelt hatte, weil ihr Schützling sein Geheimnis ausgeplaudert hatte. Dies war das Wahrscheinlichste, denn man hatte ja zuerst reiches Silber in dem Gesteine entdeckt.



 
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